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Schwere koronare Ereignisse Was vom Kalzium- und polygenen Risikoscore erwartet werden darf

Autor: Dr. Franziska Hainer

Bei keinem der Teilnehmer war bei Aufnahme in die jeweile Untersuchung eine Herzerkrankung bekannt gewesen. Bei keinem der Teilnehmer war bei Aufnahme in die jeweile Untersuchung eine Herzerkrankung bekannt gewesen. © Shisu_ka – stock.adobe.com
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Die gängigen Modelle, mit denen sich das Risiko eines Patienten für kardiovaskuläre Ereignisse abschätzen lässt, beruhen auf klinischen Faktoren wie Rauchen, Alter, Geschlecht, Hypertonie, Hypercholesterinämie und Diabetes.

Lässt sich die prognostische Aussage präzisieren, wenn man auch den per Computertomografie erfassten Verkalkungsgrad der Arterien berücksichtigt? Oder sollte man eher genetische Faktoren in die Risikoberechnung einfließen lassen?

Um diese Fragen zu beantworten, analysierten Wissenschaftler um Dr. Sadiya Khan von derNorthwestern University in Chicago Daten von 1.991 bzw. 1.217 Personen zwischen 45 und 79 Jahren aus der US-amerikanischen Multi-Ethnic Study of Atherosclerosis (MESA) resp. der niederländischen Rotterdam Study (RS). Bei keinem der Teilnehmer war bei Aufnahme in die jeweile Untersuchung eine Herzerkrankung bekannt gewesen. Neben den klinischen Parametern hatte man auch den koronaren Kalziumscore bestimmt und Genanalysen durchgeführt. Letztere nutzten Dr. Khan und Kollegen, um für jeden Studienteilnehmer einen polygenen KHK-Risikoscore zu kalkulieren.

Das auf Basis der herkömmlichen Faktoren vorhergesagte mediane Risiko für Herzinfarkt, Revaskularisation, überlebten Herzstillstand und Tod betrug 6,99 % in MESA und 5,93 % in RS. Tatsächlich erlitten in MESA 187 Patienten (9,4 %) im Verlauf von median 16 Jahren solch ein schweres KHK-assoziiertes Ereignis, in RS waren es 98 Teilnehmer (9,1 %) bei einer Follow-up-Dauer von median 14 Jahren.

Präzisere Prognose durch Score-Kombination

Wie die Studienautoren berichten, bestand zwischen der Höhe des Kalzium- wie auch des polygenen Risikoscores und dem Auftreten eines KHK-bedingten Ereignisses in den folgenden zehn Jahren eine signifikante Assoziation. Zudem konnte die Berücksichtigung des Kalziumscores die „traditionelle“ Risikoabschätzung signifikant und klinisch relevant verbessern. Beim polygenen Risikoscore war dies dagegen nicht der Fall. Es zeigte sich auch kein Vorteil, wenn man zusätzlich zu klinischem plus Kalziumscore den polygenen Risikoscore nutzte.

Quelle: Khan SS et al. JAMA 2023; 329: 1768-1777; DOI: 10.1001/jama.2023.7575