Eingeschnappter Finger: Die Tendovaginitis stenosans kränkt jede hundertste Hand
Etwa 2 % der Allgemeinbevölkerung haben im Verlauf ihres Lebens eine Tendovaginitis stenosans an einem oder mehreren Fingern. Der Triggerfinger – auch schnellender Finger oder Schnappfinger genannt – tritt in der Regel im Alter zwischen 40 und 65 Jahren auf, wobei Männer doppelt so häufig betroffen sind wie Frauen.
Bildgebung nur in Ausnahmefällen nötig
Durch eine Entzündung des Sehnengleitgewebes und der Sehnenscheide über dem Fingergrundgelenk kommt es zu einer Ringbandstenose. Somit kann die betroffene Beugesehne nicht mehr frei gleiten, schreiben der Handchirurg Dr. Michael David, The Royal Orthopeadic Hospital in Birmingham, und Kollegen.
Anfänglich tritt eine schmerzhafte knötchenartige Verdickung am Grundgelenk des betroffenen Fingers (Notta-Knötchen) oder Morgensteifigkeit auf, ohne dass die ruckartige Bewegung vorhanden oder reproduzierbar wäre (Grad 1). Im weiteren Verlauf entsteht beim Beugen oder Strecken des Fingers in Normalposition das teilweise schmerzhafte schnappende Phänomen, das der Patienten erst aktiv (Grad 2), später nur noch passiv demonstrieren kann (Grad 3). Schlimmstenfalls entwickelt sich im späten Stadium der Erkrankung eine interphalangeale Flexionskontraktur (Grad 4).
Warum es zu der Entzündung kommt, bleibt unklar. Fakt ist jedoch, dass bestimmte Faktoren die Entstehung begünstigen (s. Kasten). Doch es gibt auch Pathologien, die die Auslöser „nachahmen“, wie Traumata oder benigne Tumoren.
Diese Faktoren triggern den Finger
- Diabetes mellitus
- Karpaltunnel-Syndrom
- Gicht
- rheumatoide Arthritis
- Hypothyreose
- Akromegalie
- Nierenerkrankungen
- Amyloidose
- Mukopolysaccharidose
Dritte Therapieoption: Fingerschiene plus Physio
Eine Alternative könnte nach Fehlschlagen der lokalen Therapie eine perkutane oder offene Operation bieten. Beide Verfahren haben hohe Erfolgsquoten von 93–99 %. Studien zufolge bestehen bei 79 % der Patienten auch zehn Jahre nach einem offenen Eingriff keine Beschwerden. Potenziell bietet das Tragen einer Fingerschiene über sechs bis neun Wochen mit anschließender Physiotherapie ebenfalls eine Option, die Evidenz dazu ist jedoch gering. Fallberichten zufolge waren im ersten Jahr zwischen 66–87 % der Patienten symptomfrei.Quelle: David M et al. BMJ 2017; 359; j5285