Keine erhöhte Karzinomgefahr Engmaschige endoskopische Kontrollen sind bei NERD nicht notwendig
Bislang war unklar, ob das auch für Patienten mit einer nicht-erosiven gastroösophagealen Refluxkrankheit (NERD) zutrifft. Die Auswertung einer großen skandinavischen Kohorte hat neue Erkenntnisse gebracht.
Die Studienautoren analysierten die aus Krankenhäusern und spezialisierten Praxen stammenden Daten von insgesamt 486.556 Erwachsenen in Dänemark, Finnland und Schweden. Bei 285.811 Teilnehmern lag eine endoskopisch bestätigte NERD und bei 200.745 eine erosive gastroösophageale Refluxkrankheit vor. Als Vergleich dienten die Inzidenzen für Adenokarzinome der Speiseröhre in der Allgemeinbevölkerung. Dabei wurden Alter, Geschlecht und Zeitpunkt der Endoskopie berücksichtigt. Die Nachbeobachtung lief über bis zu 31 Jahre.
Inzidenz ähnlich wie in der Allgemeinbevölkerung
In 2.081.051 Personenjahren entwickelten 228 Studienteilnehmer mit NERD (0,08 %) ein Adenokarzinom der Speiseröhre, was einer Inzidenzrate von 11/100.000 Personenjahren entspricht. Der standardisierte Inzidenzquotient (Anzahl der Adenokarzinome bei Patienten mit Reflux/Anzahl in der Allgemeinbevölkerung) lag nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 6,3 Jahren bei 1,04 und stieg auch bei einer längeren Nachbeobachtungszeit von 15 bis 31 Jahren nicht an (standardisierter Inzidenzquotient 1,07). Die Inzidenz von Adenokarzinomen der Speiseröhre in der NERD-Gruppe lag somit nur unwesentlich höher als die der Allgemeinbevölkerung.
Im Vergleich dazu entwickelten 542 Patienten mit erosiver gastroösophagealer Refluxkrankheit (0,27 %) ein Adenokarzinom der Speiseröhre. Bei ihnen lag die Inzidenz deutlich höher als in der Allgemeinbevölkerung (31/100.000 Personenjahre; standardisierter Inzidenzquotient: 2,36). Der Unterschied wurde bei längerer Nachbeobachtung sogar noch deutlicher: Nach 15 bis 31 Jahren lag der standardisierte Inzidenzquotient bei 2,73.
Aufgrund der ähnlichen Inzidenz von Adenokarzinomen der Speiseröhre bei Patienten mit NERD und in der Allgemeinbevölkerung, kommen die Studienautoren zu dem Schluss, dass eine endoskopisch bestätigte NERD möglicherweise keine zusätzliche endoskopische Überwachung erfordert.
Quelle: Holmberg D et al. BMJ 2023; 382: e076017; DOI: 10.1136/bmj-2023-076017