Gonarthrose Enttäuschung im Knie

Autor: Elke Engels

Die Injektion des plättchenreichen Plasmas ins Knie hat leider nicht die gewünschte Wirkung. (Agenturfoto) Die Injektion des plättchenreichen Plasmas ins Knie hat leider nicht die gewünschte Wirkung. (Agenturfoto) © amazing studio – stock.adobe.com

Immer häufiger wird zur Behandlung einer Gonarthrose plättchenreiches Plasma ins Knie gespritzt. Doch was bringt das Verfahren in puncto Schmerzbefreiung und Knorpelschutz?

Immer mehr Gonarthrosepatienten bekommen zur Schmerzlinderung plättchenreiches Plasma (PRP) ins Knie injiziert. Und dies, obwohl die meisten Leitlinien das Verfahren aufgrund mangelnder Evidenz nicht empfehlen. Dr. Kim Benell von der Universitätsklinik Melbourne und Kollegen haben sich nun des Themas angenommen und untersucht, ob die Plasmainjektion bei Gonarthrose hilft.

Insgesamt 288 Teilnehmer wurden dafür randomisiert in zwei Gruppen mit je 144 Personen aufgeteilt. Sie waren 50 Jahre oder älter und litten unter einer leichten bis mittelschweren medialen Gonarthrose. Es wurden drei intraartikuläre Injektionen in wöchentlichen Abständen verabreicht. Eine Gruppe bekam dabei leukozytenarmes plättchenreiches Plasma, die andere Kochsalzlösung.

Weder kurz- noch langfristig ein Effekt

Primäre Endpunkte waren die Veränderung beim Knieschmerz, gemessen auf einer Schmerzskala von 0 bis 10 (minimal klinisch relevanter Unterschied, MCID, 1,8), sowie das im MRT bestimmte tibiale Knorpelvolumen. Daneben gab es 31 sekundäre Endpunkte, darunter Selbsteinschätzungen wie Lebensqualität, aber auch Meniskusmorphologie oder Synovitis.

Nach zwölf Monaten unterschieden sich die beiden Gruppen weder in puncto Knieschmerz noch beim Knorpelvolumen signifikant. So war der mittlere Knieschmerz in der Verumgruppe um 2,1, in der Placebogruppe um 1,8 Punkte gesunken und mit einer Differenz von 0,4 der MCID nicht erreicht. Die mittlere Veränderung des Knorpelvolumens betrug -1,4 % unter der Plasmatherapie im Vergleich zu -1,2 % unter Placebo. Bei 29 der 31 sekundären Endpunkte zeigte sich ebenfalls kein signifikanter Effekt.

Wie ihre Studie zeige, lindern PRP-Injektionen bei Gonarthrose weder die Schmerzen signifikant noch verlangsamen sie die destruktiven Gelenkprozesse. Daher folgern die Autoren: Im Hinblick auf den fehlenden Effekt und die hohen Kosten ist PRP zur Behandlung der Gonarthrose nicht zu empfehlen. Dieser Einschätzung schließt sich Dr. Jeffrey Katz, Brigham and Women’s Hospital in Boston, an.

Er lobt die hohe Qualität der Studie durch validierte Endpunkte, statis­tische Power und langes Follow-up. Die widersprüchlichen Ergebnisse früherer Studien lassen sich seiner Meinung nach auf zwei Faktoren zurückführen: Zum einen wurde häufig nicht gegen Placebo getes­tet, zum anderen waren die Studien oft von minderer Qualität. Solange PRP nicht in qualitativ hochwertigen Studien seine Effektivität gezeigt hat, solle man es nicht zur Therapie der Gonarthrose einsetzen.

Quellen:
1. Benell KL et al. JAMA 2021; 326: 2021-2030; DOI: 10.1001/jama.2021.19415
2. Katz J. JAMA 2021; 326: 2012-2014; DOI: 10.1001/jama.2021.19540