Kasuistik Entwarnung bei V.a. metastasierten Lungenkrebs
In der Thorax-CT zeigte sich eine Bronchusverlegung im Bereich S9/S10 links. Die Bronchoskopie ergab im basalen linken Unterlappen am Abgang von B9 einen etwa zwei Zentimeter großen rundlichen Tumor mit glatter Oberfläche. Dieser Tumor konnte im Rahmen der Untersuchung mit einer elektrischen Schlinge komplett entfernt werden.
Im PET-CT fand sich ein Pleuraerguss links bei poststenotischer Pneumonie und zusätzlich ein sechs Zentimeter großer Tumor in der Wadenmuskulatur rechts, schreiben die Forschenden. Es bestand der Verdacht auf eine maligne, metastasierende Erkrankung. Die histopathologische Aufarbeitung des Lungentumors führte aber zur Entwarnung, wie die Ärzt:innen feststellten. Das vermeintliche Lungenkarzinom stellte sich als ein Onkozytom heraus, der PET-positive Weichteiltumor als ein Schwannom.
Näheres zum Onkozytom
Onkozytome sind benigne epitheliale Tumoren. Die Zellen weisen einen erhöhten Mitochondriengehalt auf, der ihnen ein ausgeprägt azidophiles, granuläres Zytoplasma verleiht. Im Bereich der Atemwege wurden Onkozytome schon in Trachea, Bronchien und Lungenparenchym beschrieben, fassen Dr. Rathke und Kolleg:innen den aktuellen Wissensstand zusammen. Die Pathogenese ist unklar, das Risiko einer malignen Transformation wird als niedrig angesehen, auch wenn gelegentlich onkozytisch differenzierte Tumoranteile in malignen Neoplasien zu finden sind.
Adenom rezidivierte in den ersten sechs Monaten
Im Falle des 40-Jährigen blieb das Onkozytom nicht ohne Folgen. In der endoskopischen Nachsorge zeigte sich nach sechs Monaten in Segment 10 des basalen Unterlappens ein tumorbedingter, subsegmentaler Bronchusverschluss, ohne dass der Patient wieder Symptome entwickelte. Der Verschluss wurde mittels Zangenbiopsie rekanalisiert, histologisch handelte es sich um ein Rezidiv des Onkozytoms. Aufgrund der Benignität favorisieren die Autorinnen und Autoren eine sequenzielle endoskopische Therapie des Onkozytoms wie in diesem Fall. In Kasuistiken in der Literatur wurde bei Patient:innen meist eine Lobotomie durchgeführt.
Quelle: Rathke T et al. 62. Kongress der DGP; Po 309
62. Kongress der DGP