Zeitweise unverträglich Eosinophile Erkrankungen können Kindern die ersten Jahre schwer machen
Ungefähr 8 % aller Kinder sind von einer Nahrungsmittelallergie betroffen. Zu den nicht IgE-vermittelten gehört die Gruppe der eosinophilen gastrointestinalen Erkrankungen. Diese präsentieren sich auf vielfältige Weise, wie Prof. Dr. André Hörning von der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Erlangen anhand von zwei Fallbeispielen verdeutlichte.
Ein zehn Monate alter weiblicher Säugling wurde wegen rezidivierenden Erbrechens und progredienter Dystrophie und Gewichtsabnahme stationär aufgenommen. Das Kind war bei der Geburt mit 3.300 g normalgewichtig. Die Symptome bestanden, seit wegen Stillproblemen auf eine Säuglingsanfangsnahrung umgestellt wurde. Diagnostisch fanden sich keine Hinweise auf eine Störung des Aminosäurehaushalts, eine Fettsäureoxidationsstörung, eine Organoazidopathie oder einen Carnitinzyklusdefekt. Die Zöliakieserologie war ebenfalls unauffällig.
Bei der Endoskopie zeigte sich eine pathologisch veränderte, geschwollene Schleimhaut mit weißlichen Präzipitationen und geringer Gefäßzeichnung. Der Verdacht auf eine eosinophile Ösophagitis (EoE) ließ sich histologisch bestätigen. Diese Erkrankung hat zwei Altersgipfel: vor dem 2. und zwischen dem 12. und 16. Lebensjahr. Die kleine Patientin wurde mit einer aminosäurebasierten Elementardiät behandelt, wodurch sich nach acht Wochen eine histologische und klinische Remission erreichen ließ. Das Mädchen nahm gut an Gewicht zu. Auch nach Wiedereinführung von Hühnereiweiß und später Kuhmilch in den Speiseplan traten keine Symptome mehr auf.
Ältere Kinder mögen oft keine Elementarnahrung
Verantwortlich für eine EoE sind häufig Kuhmilch, Hühnerei und Weizen, aber auch Soja, Nüsse und Fisch können zu Reaktionen führen. Zudem findet man oft kombinierte Auslöser. Therapeutisch werden im Kindesalter neben Elementardiäten (empirisch je nach Anamnese, 6-Food-Eliminationsdiät oder Elementarnahrung) topische Kortikosteroide und hochdosierte Protonenpumpenhemmer genutzt. Kommt es darunter zu keiner Remission, stellt der IL-4/-13-Blocker Dupilumab eine neue Therapieoption für Kinder ab dem 12. Lebensjahr dar. Elementarnahrung funktioniert bei älteren Kindern nicht wegen des unangenehmen Geschmacks.
Gerade im Kleinkindesalter ist es sehr wichtig, früh eine Re-Provokation vorzunehmen, betonte Prof. Hörning. Wenn man zu lange wartet, kann es auch zu einer IgE-Sensibilisierung kommen, die womöglich den ganzen Verlauf verkompliziert.
Die eosinophile Ösophagitis hat eine Prävalenz von bis zu 63 pro 100.000 Einwohnern, Magen und Darm sind bei ca. 6 bis 8 pro 100.000 Einwohnern involviert. Was die Symptome angeht, dominieren Dysphagie, Bolusgefühl, Sodbrennen, Übelkeit und Erbrechen. Bei Befall des Magens kommen für gewöhnlich Bauchschmerzen, Blähungen, Übelkeit/Erbrechen, Diarrhö, Gewichtsverlust und frühes Sättigungsgefühl hinzu. Die Motilität kann gesteigert oder herabgesetzt sein bis hin zur Gastroparese. Eine Pylorusobstruktion oder eine Invagination führen mitunter zu einem ileusähnlichen Bild.
Zu den eosinophilen gastrointestinalen Erkrankungen gehören neben der EoE die eosinophile (Gastro-)Enteritis, die Food Protein-Induced Allergic Proctocolitis (FPIAP) und das Food Protein-Induced Enterocolitis Syndrome (FPIES). Diagnostiziert werden die Leiden durch den Nachweis einer eosinophilen Gewebsinfiltration des Gastrointestinaltrakts, die in allen Wandschichten vorkommen kann. Meistens trifft es den oberen Gastrointestinaltrakt.
Der zweite Fall, den Prof. Hörning vorstellte, betraf ein elf Monate altes Mädchen mit rezidivierendem Erbrechen seit dem 5. Lebensmonat. Man hatte deshalb die hypoallergene Nahrung mit einem pflanzlichen Bindemittel angereichert und kuhmilchfreie Beikost eingeführt. Laut der Mutter aß das Kind normal und zeigte auch keine Hinweise auf Bauchschmerzen oder andere Beschwerden. Zwei bis drei Stunden nach dem Essen kam es dann aber immer zum Erbrechen, was eine Gewichtsabnahme zur Folge hatte.
Basislabor und Sonografie des Abdomens waren unauffällig. Im Röntgen-Breischluck und in der Magen-Darm-Passage fiel ein ungewöhnlich langer Verbleib des Kontrastmittels im Magen auf (fünf Stunden). In der Endoskopie zeigten sich eine EoE und eine hochgradige Pylorusstenose. Also entschloss man sich zu einer Ballondilatation. Das Mädchen erhielt dann über vier Monate mittels nasojejunaler Sonde eine Aminosäurenspezialnahrung. Nach erneuter Einführung der Beikost kam es zu einem Rezidiv. Die Patientin wurde erneut auf eine 6-Food-Eliminationsdiät umgestellt und danach Beikost stufenweise wieder eingeführt, diesmal erfolgreich.
Um das auslösende Antigen zu identifizieren, gibt es keinen validierten diagnostischen Test, so Prof. Hörning. Die Anamnese ist das wichtigste Instrument. Goldstandard bleibt die doppelblinde placebokontrollierte Provokationstestung.
Eosinophile gastrointestinale Erkrankungen haben eine günstige Prognose. So wird eine Toleranz bei der FPIAP zumeist im ersten Lebensjahr erreicht. Die Proktokolitis kann in den ersten Lebenstagen unter Formulanahrung oder Muttermilch beginnen. Im Vordergrund steht eine Hämatochezie. Nach striktem Kuhmilchverzicht oder Umstellung auf eine Aminosäurenspezialnahrung oder extensiv hydrolysierte Nahrung bessern sich die Symptome in der Regel nach ein bis zwei Wochen.
Das FPIES ist gekennzeichnet durch Erbrechen ein bis vier Stunden nach Aufnahme eines verdächtigen Lebensmittels – in Deutschland häufig Kuhmilch, Fisch, Kartoffeln, Hirse, Rindfleisch und Reis – und Abwesenheit klassischer Symptome einer IgE-vermittelten Allergie (Urtikaria, pulmonale Obstruktion). Minorkriterien sind u. a. Lethargie, auffällige Blässe, Hypotonie, Hypothermie und Durchfall. Es handelt sich um ein sepsisartiges Krankheitsbild, eine Sepsis muss immer ausgeschlossen werden. Zur Akuttherapie gehören neben der Elimination des verantwortlichen Nahrungsmittels Flüssigkeitssubstitution und Prednisolon i. v. oder als Suppositorium. Antihistaminika und Adrenalin wirken nicht.
Nach Umstellung auf eine spezielle Aminosäurenahrung ist nach zwei bis vier Wochen eine Besserung zu erwarten. Nach neun bis zwölf Monaten muss das betroffene Nahrungsmittel schrittweise stationär wieder eingeführt werden. Eine Toleranz tritt i. d. R. bis zum 4. bis 5. Lebensjahr ein.
Quelle: 8. Allergie- und Endoskopietagung