Zwangsstörung Erhöhte Rate an Suiziden und Unfällen
Etwa 2 % der Bevölkerung leiden unter einer Zwangsstörung. Mit der Krankheit verbunden ist ein erhöhtes Mortalitätsrisiko, dem sowohl natürliche als auch nicht-natürliche Todesursachen zugrunde liegen, wie die Ergebnisse einer schwedischen Kohortenstudie zeigen. Die Auswertungsbasis bildeten mehr als 61.000 Zwangspatienten. Ein Matching erfolgte im Verhältnis 1:10 nach Geschlecht und Alter mit Menschen aus der schwedischen Gesamtbevölkerung, die nicht von einer Zwangsstörung betroffen waren. In einer zweiten Kohorte analysierten Prof. Dr. Lorena Fernández de la Cruz, Karolinska-Institut Stockholm, und Kollegen familiäre Zusammenhänge an rund 34.000 Zwangspatienten und ihren fast 48.000 nicht betroffenen Geschwistern. Das mittlere Follow-up betrug 8,1 Jahre.
In der stratifizierten Analyse war das allgemeine Mortalitätsrisiko der Zwangspatienten um 82 % erhöht – im Wesentlichen getrieben von dem mehr als dreifachen Risiko für einen nicht-natürlichen Tod. Mit Hazard Ratios von 4,9 und 1,9 fielen besonders die Risiken für Suizid und Unfalltod ins Gewicht. Zwangspatienten starben aber auch mit einer um 30 % höheren Wahrscheinlichkeit an einer natürlichen Ursache. Im Vergleich zu psychisch Gesunden erlagen sie neben mentalen und verhaltensbedingten Störungen häufiger endokrinen und ernährungsbedingten Krankheiten, Nerven-, Atemwegs- und Kreislaufleiden sowie Krankheiten von Stoffwechsel, Verdauungs- und Urogenitaltrakt. Die Analyse der Geschwisterkohorte deckte sich mit den Ergebnissen aus der allgemeinen Bevölkerung.
Es sei bekannt, dass Patienten mit mentalen Störungen seltener medizinische Hilfe suchen oder Kontrolltermine wahrnehmen, erläutern die Forscher. Als Folge davon verzögerten sich notwendige Behandlungen. Eine Zwangsstörung erhöhe außerdem das Risiko für Alkoholmissbrauch oder Substanzgebrauchsstörungen. Engmaschigere Kontrollen, eine bessere Prävention und frühe Interventionen könnten das Risiko unnatürlicher und auch natürlicher Todesfälle bei Zwangspatienten reduzieren.
Quelle: Fernández de la Cruz L et al. BMJ 2024; 384: e077564; DOI: 10.1136/bmj-2023-077564
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