Vulvaekzeme Es juckt und brennt im Intimbereich

Autor: Dr. Dorothea Ranft

Die wichtigsten Symptome der Genitaldermatitis sind unabhängig von der Ätiologie Pruritus, Wundgefühl und Schmerz. Die wichtigsten Symptome der Genitaldermatitis sind unabhängig von der Ätiologie Pruritus, Wundgefühl und Schmerz. © SENTELLO-stock.adobe.com

Die vulväre Dermatitis kann die verschiedensten Ursachen haben. Allen Manifestationen gemeinsam ist der Juckreiz als führendes Symptom. Eine Leitlinie beschreibt Diagnostik und Therapie.

Anhand der Ätiologie werden beim Vulvaekzem vier Erkrankungen unterschieden: Die atopische Dermatitis wird wahrscheinlich durch einen Defekt in der Hautbarrierefunktion ausgelöst. Bei vielen Patientinnen bleibt die Genitalregion ausgespart. Aber der Lichen simplex chronicus ist möglicherweise eine Manifestationsform der Atopie. Er kann die Vulva isoliert befallen oder sich auch in anderen Körperregionen ausbreiten.

Die zweite und häufigste Form des Vulvaekzems ist die irritative Kontaktdermatitis. Sie kann sich entwickeln, weil die Barrierefunktion am Genitale schwächer ausgebildet ist als in anderen Arealen und das Integument zusätzlich durch Feuchtigkeit (Schweiß, Urin etc.) und Reibung gereizt wird. Als Auslöser fungieren meist Substanzen zur Hautreinigung, Duftstoffe und Gleitmittel. Besonders oft betroffen sind Frauen mit Inkontinenz, schreiben W. van der Meijden vom Betsi Cadwaladr University Health Board in Bangor und Kollegen.

Charakteristisch für die allergische Kontaktdermatitis, ist die Typ-IV-Reaktion auf topisch applizierte Substanzen. Hier spielen oft Duftstoffe eine Rolle, aber auch Antibiotika, Lokalanästhetika und Komponenten anderer Therapeutika.

Ein weiterer Auslöser des Vulvaekzems ist die seborrhoische Dermatitis. Sie befällt vor allem Kopfhaut, Gesicht und seltener den Körperstamm. Die Erytheme ähneln mitunter einer Psoriasis (können auch mit ihr assoziiert sein), sind aber unschärfer begrenzt.

Die wichtigsten Symptome der Genitaldermatitis sind unabhängig von der Ätiologie Pruritus, Wundgefühl und Schmerz. Bei der körperlichen Untersuchung fällt ein oft symmetrisches Ekzem an den großen und kleinen Labien auf. Es kann sich auf die perianale Haut und die Gesäßspalte ausdehnen, bei der allergischen Kontaktdermatitis auch auf die Oberschenkel. Außerdem ist mit Exkoriationen und – im Akutstadium – mit Erosionen zu rechnen. Vor allem bei sekundären Infektionen kommt es häufig zu einer ausgeprägten Sekretion mit Krustenbildung. In chronischen Fällen droht eine Lichenifikation eventuell mit Übergang in den Lichen simplex chronicus.

Die Diagnose des Vulvaekzems erfolgt üblicherweise auf der Basis von Anamnese und körperlichen Veränderungen. Eine Inspektion des gesamten Integuments erleichtert die Identifikation anderer Komponenten der atopischen bzw. seborrhoischen Dermatitis. Zu den wichtigsten Differenzialdiagnosen zählen Psoriasis, Candidainfektionen, Tinea cruris und Streptokokken-Erkrankungen.

Vier Differenzialdiagnosen

  • Psoriasis: Im Gegensatz zur Dermatitis meist scharf begrenzte Plaques und Fissuren, Inspektion der gesamten Haut einschließlich Capillitium und Nägeln liefert wichtige Hinweise.
  • Candidose: Symmetrische unscharf begrenzte Erytheme, eventuell ohne vaginale Symptome, Abstrich sichert die Diagnose
  • Tinea cruris: gut abgegrenzte, ringförmige Erytheme mit randständigen Papeln und Pusteln und peripherer Schuppung
  • Infektion mit Streptokokken der Gruppe A: Manifestation primär oder auf vorbestehender Dermatose, symmetrische Erytheme möglich

Eine Biopsie empfiehlt das Leitliniengremium für Patientinnen mit atypischem Befund oder mangelndem therapeutischem Ansprechen. Der Patchtest bei Allergieverdacht gehört in die Hand des Spezialisten. Zusätzlich zum Standardprogramm sollte die Reaktion auf Medikamente, Konservierungsstoffe und andere Substanzen mit Vulvakontakt geprüft werden. Allerdings beweist eine positive Reaktion noch nicht, dass der angeschuldigte Stoff das Ekzem ausgelöst hat, und umgekehrt belegt ein negatives Resultat noch nicht die „Unschuld“ des betreffenden Produkts.

Therapeutisch sollten Patientinnen mit Vulvaekzem Irritanzien und Allergene (Reinigungsmittel, Duftstoffe, Feuchttücher) meiden. Bei begleitender Inkontinenz ist eine Überweisung zum Spezialisten angezeigt. Als Seifenersatz eignen sich Basislotionen. Medikamentös können topische Steroide für Abhilfe sorgen. Sie sollten bis Rückbildung der Symptome (ca. 7–10 Tage) einmal täglich appliziert werden. Vorliegende Infektionen können mit einer Kombination von Glukokortikoid und Antibiotikum bzw. Fungizid behandelt werden. Sedierende Antihistaminika lindern begleitende Schlafstörungen.

Quelle: van der Meijden WI et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2022; 36: 952-972; DOI: 10.1111/jdv.18102