Mesotheliome Expert:innen fordern mehr Engagement im Kampf gegen Asbest-induzierte Mesotheliome
Der Arbeit der Asbest-Lobby schreiben Prof. Dr. Nico van Zandwijk von der Universität Sydney und Kolleg:innen zu, dass die Substanz trotz des Krebsrisikos lange Zeit nicht verboten wurde. Die Lobby habe nicht nur dubiose Studien gesponsert, sondern auch dieselbe Taktik an den Tag gelegt, wie seinerzeit die Tabakfirmen. „Sobald der tödliche Einfluss von Asbest in reichen Ländern öffentlich wurde, richtete man die Aufmerksamkeit auf die aufstrebenden Wirtschaftsräume“, verdeutlichen die Expert:innen. Die Folge: Während die Mineralfasern in Europa oder Australien nicht mehr zum Einsatz kamen, fanden sie in anderen Teilen der Welt immer mehr Verwendung. Noch heute blockieren einige Staaten, darunter Russland, Indien, Kuba und der Iran, die mittlerweile 15 Jahre alten UN-Bestrebungen, Chrysotil – das am meisten genutzte Asbest – als besonders gefährlich einzustufen.
Abbau und Handel komplett stoppen!
Die Forschenden fordern daher dazu auf, mehr Druck auszuüben: „Onkolog:innen sollten immer wieder klar machen, dass die anhaltenden Schädigungen durch Asbest nicht ohne einen kompletten Stopp von dessen Abbau und Handel, mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung, striktere Regulierungen sowie bessere Diagnosen und Therapieoptionen zu reduzieren sind.“
Krebserkrankungen, die durch Asbest verursacht werden, seien keine Probleme der Vergangenheit, mahnt das Autor:innenteam. Selbst durch ein sofortiges weltweites Verbot nähme das Mesotheliomrisiko nicht schlagartig ab. Schließlich liege das Zeug schon überall in der Umwelt – auch, weil sichere Entsorgungsmöglichkeiten oft fehlten.
Immuntherapie gilt als Hoffnungsträger
Umso wichtiger, die Forschung zur Vorbeugung und Therapie voranzutreiben. Zentrales Moment dabei stellt die chronische Inflammation durch die Asbestfasern dar, die im Verlust von Tumorsuppressorgenen, einem veränderten epigenetischen Status und Zellproliferation enden kann. Hier chemopräventiv gegenzusteuern, etwa mittels Antioxidanzien, gelang jedoch nicht. Als erfolgversprechender beurteilen Prof. van Zandwijk und seine Mitstreiter:innen Methoden, die am Eisen ansetzen, ohne das die inflammatorischen Wege nicht ablaufen können.
Therapeutisch habe sich die Lage durch die Checkpoint-Inhibitoren schon gebessert, erklären die Autor:innen. Allerdings spreche ein wesentlicher Anteil der Erkrankten mit malignem Mesotheliom darauf nicht an. Neue Hoffnungen setzen die Expert:innen unter anderem auf CAR-T-Zellen. Möglicherweise spiele aber auch die Epigenetik eine Rolle oder man müsse verschiedene Signalwege wiederherstellen, bevor sich das kurative Potenzial einer Immuntherapie zeigen kann.
Quelle:
Van Zandwijk N et al. Lancet 2022; 23: 1245-1248; DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00269-8