Fakten zur COVID-19-Vakzine BNT162b2: „Verträglich und wirksam auch für die Alten“
Am 12. Januar 2020, als es in Deutschland noch keinen laborbestätigten Fall einer Infektion mit SARS-CoV-2 gab, wurde die Gensequenz vom Spikeprotein des Virus publiziert. Zu dieser Zeit trug der Erreger noch den vorläufigen Namen „Wuhan seafood market pneumonia virus“. Zwei Wochen später rief das Mainzer Unternehmen BioNTech das Projekt „Lightspeed“ ins Leben und holt sich dafür Pfizer ins Boot. Am 21. Dezember 2020 erhalten die beiden Unternehmen die erste EU-Zulassung für einen COVID-19-Impfstoff. Die mRNA-Vakzine BNT162b2 trägt den Produktnamen COMIRNATY®, eine Kombination aus den Begriffen COVID, community, immunity und RNA, erklärte Michael Böhler, General Manager von BioNTech Deutschland. Möglich war diese Hochgeschwindigkeitsentwicklung nur, weil BioNTech bereits seit über zehn Jahren an mRNA-Impfstoffen forscht.
Wie sehr eine SARS-CoV-2-Vakzine benötigt wird, erläuterte Professor Dr. Wolfram Windisch, Chefarzt der Pneumologie am Krankenhaus Köln-Merheim. Trotz bereits vorhandener Therapieansätze erleiden knapp 5 % der Infizierten einen schweren Verlauf, die Letalität ist hoch. Aktuell sind die Intensivbetten in mehreren Kreisen in Deutschland zu über 50 % durch Coronapatienten belegt, berichtete der Lungenfacharzt. Es seien Engpässe zu befürchten, obwohl die Intensivmedizin in Deutschland gut aufgestellt sei. Zudem betrachtet Prof. Windisch das Post-COVID-Syndrom als ein großes Problem in der Zukunft.
Zu den Eigenschaften und Besonderheiten des mRNA-Impfstoffs äußerte sich Annette Vogel, Director of Infectious Disease Vaccines, BioNTech Europe. Es handelt sich um ein tierfrei und synthetisch hergestelltes Molekül, das der mRNA ähnelt, die natürlicherweise im Zytosol eukaryotischer Zellen vorkommt. Dort wird es auch wieder abgebaut. In den Zellkern eindringen kann es nicht – also auch nicht mit der DNA interagieren. Der Wirkstoff ist weder infektiös noch ein gentechnisch veränderter Organismus. Er zielt darauf ab, neutralisierende Antikörper gegen das Spikeprotein zu generieren. Mit diesem Oberflächenmolekül gelingt es dem Virus, in menschliche Zellen einzudringen. Zusätzlich induziert die Vakzine eine T-Zell-Antwort. In Bezug auf das mutierte Coronavirus, das gerade in Großbritannien kursiert, hält die Expertin es für „sehr unwahrscheinlich“, dass die Effektivität des Impfstoffs gegen diese Variante eingeschränkt ist. Das Unternehmen werde dies aber testen.
Einzelheiten zur noch bis Anfang 2023 weiterlaufenden Phase-2/3-Studie gab es vom Hausarzt und Internisten Dr. Lars Pohlmeier, Praxisgemeinschaft Melcherstätte, Stuhr. 37 706 Personen nahmen daran teil, davon rund 9000 über 65-Jährige. Viele litten unter Vorerkrankungen. Schwangere und Immunsupprimierte waren ausgeschlossen. Die Vergleichsgruppe erhielt eine Injektion mit NaCl-Lösung. BNT162b2 erwies sich über alle Altersgruppen hinweg als effektiv. Im Mittel betrug die Wirksamkeit 95 %, bei den über 65-Jährigen 94,7 %. Schwere Verläufe traten ab sieben Tage nach der zweiten Dosis des Verums gegenüber Placebo seltener auf (bei 1 vs. 3 Teilnehmern).
Die Schutzwirkung begann bereits zwölf Tage nach der ersten Dosis. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählten Kopfschmerzen, Erschöpfung und Muskelschmerzen. Schwere unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit der Immunisierung traten bei 4 von 21 621 erstmalig mit dem Verum Geimpften auf. BNT162b2 sei also gut verträglich und wirksam, insbesondere bei Älteren und Risikogruppen, fasste Dr. Pohlmeier die Studiendaten zusammen. „Ich freue mich schon darauf, geimpft zu werden!“
Quelle: Digitale Fachpressekonferenz „Der Anfang vom Ende der Pandemie – Bedingte Zulassung für den COVID-19 Impfstoff COMIRNATY® (BNT162) von BioNTech/Pfizer in Europa“; Veranstalter: BioNTech