Insulinausschüttung Folgenschweres parakrines Geflüster
Aus Kohortenstudien mit prädiabetischen Teilnehmenden wissen Forschende, dass der Pankreasfettgehalt bereits bei gestörter Glukosetoleranz mit einer veränderten Insulinsekretion verbunden ist.1 Auch bei Personen mit einem hohen polygenetischen Risiko für Typ-2-Diabetes sind pankreatische Fettdepots mit einer reduzierten Insulinsekretion assoziiert.2
Durch In-vitro-Verfahren konnten Professor Dr. Susanne J. Ullrich vom Universitätsklinikum Tübingen und ihr Team sowohl Fett im Pankreasparenchym von Patienten mit Typ-2-Diabetes nachweisen als auch innerhalb von Vakuolen im endokrinen Pankreasgewebe. Die Forschungsgruppe konzentrierte sich auf die Adipozyten. Diese können die lokale Inflammation verstärken, da sie neben Adipokinen und Wachstumfaktoren unter anderem auch Fettsäuren sekretieren. „Die über das gesamte Pankreas verteilten Adipozyten stehen durch ‚parakrinen Cross-Talk‘ mit vielen anderen Organsystemen in Verbindung“, erklärte die Referentin. „Bei gesunder Leberfunktion lassen sich keine negativen Effekte der pankreatischen Adipozyten auf die Inselzellen nachweisen.“
Anders sieht es jedoch bei einer Fettleber infolge eines Typ-2-Diabetes aus: Vermehrt gebildetes Palmitat und Fetuin-A führen zur Ausschüttung von mehreren Interleukinen und dem Chemokin MCP-1 aus den pankreatischen Adipozyten. Diese Stoffe wirken negativ auf das endokrine Pankreas und stören in der Folge die Freisetzung von Insulin – teilweise über die Effekte von proinflammatorischen Makrophagen. Die Arbeitsgruppe um Prof. Ullrich stellte außerdem fest: Fetuin-A beeinflusst über einen Toll-like-Rezeptor 4(TLR4)-unabhängigen Signalweg auch direkt die glukoseinduzierte Insulinsekretion.
1. Heni M et al. Diabetes Metab Res Rev 2010; 26: 200-205; DOI: 10.1002/dmrr.1073
2. Wagner R et al. J Clin Endocrinol Metab 2020; 105: 3518-3525; DOI: 10.1210/clinem/dgaa435
Quelle: EASD Annual Meeting 2021