Gynäkologische Tumoren Licht ins Dunkel bringen

Autor: Wiebke Gaaz

SABR zeigt bei gynäkologischen Tumoren eine gute lokale Kontrolle und verzögert Chemotherapiebeginn effektiv. SABR zeigt bei gynäkologischen Tumoren eine gute lokale Kontrolle und verzögert Chemotherapiebeginn effektiv. © Teerayut – stock.adobe.com

Die stereotaktische ablative Radiotherapie (SABR) ist bei gynäkologischen Tumoren laut einer aktuellen Studie wohl insbesondere in Bezug auf die lokale Kontrolle nützlich. Sie könnte dazu beitragen, den Beginn einer Chemotherapie hinauszuzögern.

Die Stereotaktische Ablative Radiotherapie (SABR) zur Behandlung von metastasierten gynäkologischen Tumoren etabliert sich trotz limitierter Evidenz zunehmend in der klinischen Praxis. Forschende um Dr. Elysia Donovan, McMaster University Hamilton, Ontario, unternahmen mit weiteren Wissenschaftler:innen aus den USA eine Multicenter-Analyse, um den Nutzen der SABR in der Therapie von Patient:innen mit oligometastasierten und oligoprogredienten Tumoren genauer zu definieren.

In die Studie wurden 215 Personen eingeschlossen, die insgesamt 320 Läsionen aufwiesen. Ausgeschlossen waren Betroffene mit Rezidiven des Primärtumors und intrakraniellen Metastasen. Fast 80 % der Tumoren entfielen auf Endometrium- und Ovarialkarzinome, die übrigen auf Zervix-, Vulva- bzw. Vaginalkarzinome. 145 Teilnehmende hatten einen einzelnen durch SABR behandelten Herd, 70 zwei oder mehr. Alle erhielten ablative Dosen von mindestens 5 Gy pro Fraktion und wurden median 18,5 Monate (0,1–124,5 Monate) nachbeobachtet. Die Forschenden bestimmten die kumulativen Inzidenzen (CI) von Lokalrezidiven nach einem und nach fünf Jahren. Als sekundäre Endpunkte wählten sie die Rate an Fernrezidiven, das chemotherapiefreie (CFS) und Gesamtüberleben sowie toxische Effekte der Intervention.

SABR verbessert Lebensqualität

38 Tumoren (11,9 %) rezidivierten lokal. Die CI belief sich auf 13,7 % nach einem bzw. auf 18,5 % nach fünf Jahren. 145 Patient:innen entwickelten wiederum Fernmetastasen. Hier betrug die kumulative Rezidivrate 48,5 % bzw. 73,1 %. Zwei Drittel bzw. knapp 30 % der Erkrankten waren zu beiden Zeitpunkten noch chemotherapiefrei (Median 21,7 Monate), und 75,7 % bzw. 33,1 % von ihnen lebten weiterhin (mOS 31,0 Monate). Zwölf Personen litten unter späten Nebenwirkungen vom Schweregrad 3/4, etwa Darmobstruktion und Pneumothorax.

Die Ergebnisse legen vor allem eine gute lokale Kontrolle durch die SABR nahe, schließen die Autor:innen. Sie habe demnach das Potenzial, den Beginn einer Chemotherapie hinauszuzögern und die Lebensqualität der Erkrankten zu verbessern. Gemäß der multivariaten Analyse profitieren möglicherweise besonders Patient:innen mit Endometrium- oder Ovarialkarzinomen sowie diejenigen mit kleinen Oligometastasen, vor allem in den Lymphknoten. Wichtig sei zukünftig, mittels prospektiver Studien den idealen Zeitpunkt zur Implementierung des Verfahrens in die bestehende Therapie zu bestimmen.

Quelle:
Donovan EK et al. JAMA Oncol 2024; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.1796