Kardiovaskuläres Screening Für die Gesundheit Partei ergreifen
Profifußballer werden vor dem Einsatz in der Regel einem kardiovaskulären Screening unterzogen, um bösen Überraschungen vorzubeugen. Was aber ist mit den Schiedsrichtern, die schließlich auch anderthalb Stunden auf dem Spielfeld unterwegs sind?
Das Team um den Sportmediziner Prof. Dr. Axel Urhausen von der Abteilung für Sport- und Präventivmedizin am Centre Hospitalier Luxembourg hat jetzt die kardiovaskuläre Belastung der Schiedsrichter im Profifußball untersucht. 21 Personen wurden dazu während und nach einem Spiel in der Oberliga mit einem ambulanten Langzeit-EKG überwacht. Die Aufzeichnungen der Geräte haben die Forscher dann mit einem sportkardiologischen Check-up inklusive maximalem Stufentest auf dem Laufband verglichen.
Demnach befanden sich die Schiedsrichter nur 17 % der Spielzeit in der „regenerativen“ Phase mit weniger als 80 % der Herzfrequenz gemäß individueller anaerober Schwelle (IAS). 32 % der Zeit war die Belastung „extensiv“ (80–87,5 % der IAS), 34 % „intensiv“ (87,6–102,5 % IAS) und 17 % “hochintensiv“ (> 102,5 %). Mittlere und maximale Herzfrequenz lagen während des Spiels nur geringfügig unterhalb der mittleren IAS (161 ± 9/min) bzw. der Frequenz zum Ende des Laufbandtests (183 ± 11/min). Sowohl während des Spiels als auch auf dem Laufband zeigten die Schiedsrichter nur geringgradige Arrhythmien. Extrasystolen traten in Aktion deutlich häufiger auf als davor und danach. Ein Schiedsrichter zeigte während des Spiels signifikante ST-Strecken-Senkungen und erlitt dann zwei Jahre später tatsächlich ein kardiales Ereignis.
Die Studie verdeutlicht, dass auch Schiedsrichter im Profifußball einer hohen kardiovaskulären Beanspruchung ausgesetzt sind. Ein entsprechendes Ausdauertraining ist aus Sicht der Sportmediziner für sie unverzichtbar – genauso wie ein regelmäßiger Gesundheitscheck mit maximalem Belastungstest auf dem Laufband.
Quelle: Urhausen A et al. Dtsch Z Sportmed 2022; 73: 30-35; DOI: 10.5960/dzsm.2021.511