Stirbt ein Säugling am plötzlichen Kindstod, sollte man mögliche genetische Ursachen genau untersuchen. Denn Geschwister tragen ebenfalls ein erhöhtes Risiko für dieses Schicksal, so das Ergebnis einer Studie auf der Basis von dänischen Registerdaten. Berücksichtigt wurden alle Kinder < 1 Jahr, die dort zwischen Januar 1978 und Dezember 2016 auf die Welt kamen. Das entsprach einer Kohorte von fast 2,7 Millionen konsekutiven Geburten. Während des 39-jährigen Studienzeitraums erlitten 1.540 der Kinder den plötzlichen Kindstod. Dabei zeigte sich ein großer Unterschied: Starb zuvor bereits ein Bruder oder eine Schwester am Kindstod, vervierfachte sich die Gefahr. 

Dieser deletäre Zusammenhang blieb auch nach Berücksichtigung von Geschlecht, Alter und Kalenderjahr erhalten. Das mütterliche Alter und der Schulabschluss zeigten ebenfalls keinen Einfluss, schreiben Dr. Charlotte­ Glinge von der Abteilung für Kardiologie an der Universitätsklinik Kopenhagen und ihre Kollegen. Sie vermuten, dass das gehäufte Auftreten dieser Todesart unter anderem durch erbliche Gemeinsamkeiten und geteilte Umweltfaktoren oder eine Kombination aus beidem erhöht wird. 

Das Autorenteam plädiert deshalb dafür, bei der Abklärung des Risikos für einen plötzlichen Kindstod die Familienanamnese zu berücksichtigen. Eine genetische Analyse könnte in der Zukunft dabei helfen, eine Prädisposition zu erkennen. Allerdings fehlen bisher eindeutige Kandidatengene, auf denen ein solcher Test basieren könnte.

Quelle: Glinge C et al. JAMA Netw Open 2023; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.52724