Besseres Gespür für beginnende Demenz Gebildete bemerken kognitiven Abbau schneller

Autor: Dr. Franziska Hainer

Menschen mit höherem Bildungsgrad können den Verlust ihrer kognitiven Fähigkeiten nicht nur länger kompensieren als formal weniger gebildete Personen. (Agenturfoto) Menschen mit höherem Bildungsgrad können den Verlust ihrer kognitiven Fähigkeiten nicht nur länger kompensieren als formal weniger gebildete Personen. (Agenturfoto) © Quality Stock Arts – stock.adobe.com

Menschen mit einem höheren Bildungsstand scheinen einen beginnenden Kognitionsverlust eher wahrzunehmen als weniger gut Gebildete. Darauf weisen die Ergbnisse einer Kohortenstudie mit 600 Patienten hin.

Menschen mit höherem Bildungsgrad können den Verlust ihrer kognitiven Fähigkeiten nicht nur länger kompensieren als formal weniger gebildete Personen. Sie scheinen die ersten Anzeichen der pathologischen Veränderungen auch eher wahrzunehmen. Zu diesem Ergebnis kommt ein Team um Dr. Merle Hönig von der Uniklinik Köln.

Für ihre Kohortenstudie hatten die Wissenschaftler die Amyloid-PET-Scans von mehr als 600 Patienten mit kognitiver Beeinträchtigung unterschiedlicher Schweregrade ausgewertet. Die Amyloidlast und das Ausmaß des Kognitionsverlusts setzten sie mit der Dauer der schulischen und/oder universitären Ausbildung in Beziehung.

Bei 195 Teilnehmern wurde eine Demenz festgestellt; diese waren durchschnittlich 74,1 Jahre alt. Eine leichte kognitive Beeinträchtigung hatten 258 Patienten, das Alter in dieser Gruppe betrug im Schnitt 72,9 Jahre.

Über einen subjektiven kognitiven Abbau, der sich nicht objektivieren ließ, berichteten 212 Personen. Diese waren mit durchschnittlich 69,2 Jahren jünger als die übrigen Teilnehmer. Sie hatten mehr Zeit in Schule oder Uni verbracht, erzielten höhere Werte im Mini-Mental-Status-Test und ihre Amyloidlast war niedriger. In dieser Gruppe fanden die Forscher zudem eine negative Assoziation zwischen der Amyloidlast und dem Bildungsstand.

Schnellere Suche nach Hilfe führt zu früherer Diagnostik

Menschen mit höherem Bildungsabschluss sind möglicherweise bezüglich der eigenen geistigen Leistungsfähigkeit aufmerksamer und nehmen Veränderungen im präklinischen Stadium eher wahr, schreiben die Studienautoren. Möglicherweise suchen sie auch schneller medizinische Hilfe und erhalten so früher eine entsprechende Diagnostik.

Quelle: Hönig M et al. Neurology 2024; 102: e208053; DOI: 10.1212/WNL.0000000000208053