Hansdampf in allen Klassen Gefährlicher E-Zigaretten-Trend unter Jugendlichen
Wie herkömmliche Tabakprodukte können E-Zigaretten, deren Liquids Nikotin enthalten, eine Abhängigkeit erzeugen. Entsprechend schwer fällt es vielen Jugendlichen, mit dem „Dampfen“ wieder aufzuhören. Ein Forscherteam um Dr. Amanda Graham vom Mayo Clinic College of Medicine in Rochester hat in einer randomisierten Doppelblindstudie untersucht, wie man dieses Problem angehen könnte. 1.503 Adoleszente im Alter von 13 bis 17 Jahren nahmen an der Untersuchung teil. 76 % griffen schon in der ersten halben Stunde nach dem Aufwachen zum Dampfgerät. Alle wollten innerhalb von 30 Tagen aufhören.
Abstinenz fördern via Nachricht aufs Handy
Die 759 Jugendlichen der Interventionsgruppe erhielten zusätzlich zur Information über die Gefahren des Vapens ein Training in Copingstrategien via Textnachricht übers Handy (s. Kasten). Diese aktiv Behandelten erzielten (nach eigenen Angaben) eine höhere Abstinenzrate (38 % vs. 28 % in der Kontrollgruppe). Auch nach sieben Monaten gab es in der Interventionsgruppe mehr Dampffreie. Somit kann eine interaktive, auf Textnachrichten basierende Intervention empfohlen werden, wenn junge Leute mit dem E-Rauchen aufhören möchten, meinen die Forschenden.
Nicht immer drin, was draufsteht
Die Forschenden um Dr. Hanno Erythropel haben verschiedene Liquids für E-Zigaretten analysiert, die Nikotinanaloga enthalten. Die gemessenen Konzentrationen wichen häufig weit von den Herstellerangaben ab. Zudem waren in den Produkten mitunter Substanzen enthalten, die in den Hinweisen auf der Verpackung nicht gelistet waren.
In einem Kommentar weist Prof. Dr. Bonnie Halpern-Felsher von der Abteilung für Pädiatrie an der Universität Stanford darauf hin, dass viele neuere E-Zigaretten einen Nikotingehalt zwischen 30 mg/ml und 50 mg/ml aufweisen, also mehr als eine Packung traditioneller „Glimmstängel“. Erschwerend kommt hinzu, dass Jugendliche wegen des noch nicht ausgereiften Gehirns leichter eine Abhängigkeit entwickeln. Außerdem verstehen sie oft noch nicht, wie leicht man süchtig wird und wie schwer das Aufhören fällt. Von High-School-Schülerinnen und -Schülern, die in den vergangenen 30 Tagen E-Zigaretten schmauchten, hatten 41 % im Jahr zuvor vergeblich versucht, davon loszukommen. Zum Nutzen einer Nikotinersatztherapie bei Adoleszenten fehlen noch Studien.
Eine umstrittene Entscheidung hat die US-Arzneimittelbehörde FDA zu mentholhaltigen E-Zigaretten getroffen. Diese dürfen in den vereinigten Staaten verkauft werden, weil der Benefit das Schadenspotenzial überwiege. Tatsächlich sprechen Studienergebnisse dafür, dass E-Zigaretten manchen Rauchenden den Abschied vom Tabakkonsum erleichtern könnten. Allerdings wird dieser Effekt nicht durch das Menthol vermittelt. Aber der Minzgeschmack verleitet Jugendliche eventuell erst dazu, mit dem Elektrorauchen anzufangen, warnt Rita Rubin, Autorin beim Journal of the American Medical Association (JAMA).
Neben dem echten Nikotin werden in E-Zigaretten oft Analoga dieses Moleküls eingesetzt. Ein möglicher Inhaltsstoff ist 6-Methylnikotin, erklärt ein Team um Dr. Hanno Erythropel von der Yale University in New Haven.
Hersteller umgehen Verbote mit modifiziertem Nikotin
Mit der hinzugefügten Methylgruppe sollen gesetzliche Beschränkungen umgangen werden – also das Verbot für ein Marketing bei Jugendlichen und die Tabaksteuer. Eine ähnliche Strategie verfolgen Anbieter mit „rauchbaren“ Lösungen, die Nikotinamid enthalten. Es soll die gleichen Acetylcholinrezeptoren stimulieren wie Nikotin. 6-Methylnikotin ist im Tierversuch potenter und toxischer als Nikotin, vom Amid hingegen ist keine Aktivität am Rezeptor bekannt. Pharmakologische Daten beim Menschen fehlen noch.
Quellen:
1. Graham AL et al. JAMA 2024; 332: 713-721 DOI: 10.1001/jama.2024.11057
2. Halpern-Felsher B. JAMA 2024; 332: 711-712 DOI: 10.1001/jama.2024.13142
3. Rubin R. JAMA 2024; 332: 692-696 DOI: 10.1001/jama.2024.14243
4. Erythropel HC et al. JAMA 2024; 332: 753-755 DOI: 10.1001/jama.2024.12408