Vermeintliche Gesundheitsrisiken Gerüchte über Gesundheitsgefahr halten wissenschaftlichen Untersuchungen nicht stand
Wind ist eine der Hauptquellen erneuerbarer Energien in Deutschland. Doch Diskussionen um vermeintliche Gesundheitsrisiken bremsen den Ausbau von Windenergieanlagen aus. Kritiker wittern insbesondere eine vom Infraschall ausgehende Gefahr. Das eigentliche Problem liegt allerdings woanders.
Wir sind im Alltag ständig von Infraschall umgeben, definiert als Schall mit einer Frequenz unter 20 Hertz (Hz). Die Behauptung, man könne Schall mit solch niedrigen Frequenzen nicht hören, stimmt nicht, schreiben PD Dr. Susanne Koch von der Klinik für Anästhesiologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Allerdings sind für die Wahrnehmung umso größere Schalldruckpegel nötig, je niedriger die Frequenz ist. Das bedeutet, die Hörschwelle steigt mit abnehmender Frequenz. Unter einer Schallfrequenz von 200 Hz liegt die menschliche Hörschwelle bei circa 14 dB, im Infraschallbereich von 10 Hz schon bei ca. 100 dB.
Im Vergleich zu anderen Quellen sind die Infraschallemissionen von Windenergieanlagen vernachlässigbar gering. So erreicht der Schalldruckpegel im Innenraum eines fahrenden Autos 90 dB bis 120 dB, während er im Nahbereich (300 m) von Windenergieanlagen rund 60 dB bei 1–5 Hz beträgt.
Alles heiße Luft
Negative Darstellung kann Symptome triggern
Einen erheblichen Einfluss scheint zudem die Erwartungshaltung gegenüber gesundheitlichen Auswirkungen zu haben. In einer randomisierten Studie hatten die teilnehmenden Probanden Symptome wie Kopfschmerzen, Nervosität und subjektiven „Ohrdruck“ signifikant häufiger, wenn sie zuvor ein Video mit negativen Darstellungen von Infraschall gesehen hatten. Dieser Effekt war reversibel, wenn ihnen der Einfluss von Nocebo-Effekten erklärt wurde.Quelle: Koch S et al. Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 112-118; DOI: 10.1055/a-1685-5436