
Kopfschmerz treibt zum Suizid Gezielt nach Selbsttötungsgedanken fragen

Menschen mit Kopfschmerzerkrankungen unternehmen doppelt so häufig Suizidversuche wie Gesunde. Auch vollendete Selbsttötungen sind bei ihnen häufiger. Über nationale Bevölkerungsregister identifizierte ein Forscherteam aus Dänemark mehr als 119.000 Personen (70 % Frauen), bei denen zwischen 1995 und 2020 im Alter von mindestens 15 Jahren eine Kopfschmerzerkrankung diagnostiziert worden war. Dazu gehörten Migräne, Spannungskopfschmerz, trigemino-autonomer Kopfschmerz oder posttraumatische Kopfschmerzerkrankung. Das Vergleichskollektiv wurde aus ca. 600.000 Menschen aus der allgemeinen Bevölkerung gebildet, die den Kopfschmerzkranken u. a. bezüglich Geschlecht und Alter (median 40 Jahre) ähnelten.
Suizidversuche sind etwa doppelt so häufig
Die Analyse berücksichtigte soziodemografische und klinische Faktoren sowie psychiatrische Komorbiditäten. Sie ergab, dass das absolute Risiko für einen Suizidversuch innerhalb von 15 Jahren bei Kopfschmerzkranken 0,78 % und in der Kontrollgruppe 0,33 % (Hazard Ratio, HR, 2,04) betrug. Auch das absolute Risiko für eine vollendete Selbsttötung war im Kopfschmerzkollektiv höher (0,21 % vs. 0,15 %; HR 1,40). Eine erhöhte Gefahr beobachteten die Forschenden bei allen untersuchten Kopfschmerzformen. Besonders ausgeprägt war der Zusammenhang bei posttraumatischen und trigemino-autonomen Kopfschmerzerkrankungen.
Chronische starke Cephalgien können den Lebenswillen brechen, heißt es in der Studie. Nicht umsonst wird der Clusterkopfschmerz auch Suizidkopfschmerz genannt. Aber auch leichte bis mäßig starke Cephalgien scheinen mit einem erhöhten Risiko einherzugehen.
Kopfschmerz und psychiatrische Symptome treten oft gemeinsam auf. Ihr Zusammenhang ist jedoch komplex und vermutlich bidirektional und bedarf weiterer Studien. Das Team empfiehlt, gezielt nach depressiven Symptomen und Suizidgedanken zu fahnden. Die Betroffenen profitieren möglicherweise von verhaltensbezogenen Behandlungsansätzen.
Quelle: Elser H et al. JAMA Neurol 2025; 82: 276-284; doi: 10.1001/jamaneurol.2024.4974
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