Perinatale Depression Wenn Mütter an Suizid denken
Es gibt nur wenige prospektive Daten zu suizidalem Verhalten bei Müttern mit perinataler Depression (PND) – insbesondere, was das Langzeitrisiko betrifft. Diese Lücke zu schließen, war das Ziel einer schwedischen Kohortenstudie. Ausgewertet wurden Daten von insgesamt 952.061 Frauen, die zwischen den Jahren 2001 und 2017 ein Kind auf die Welt gebracht hatten. Bei 86.551 von ihnen wurde eine PND während der Schwangerschaft oder bis zu einem Jahr nach der Geburt festgestellt. Um ihr Risiko für suizidales Verhalten zu vergleichen, wurden die Teilnehmerinnen mit und ohne PND nach Alter und Jahr der Geburt gematcht. Außerdem nahm man die Schwestern der Betroffenen ins Visier, um einen familiär bedingten Einfluss auszuschließen.
Innerhalb einer medianen Nachbeobachtungszeit von 6,91 Jahren kam es bei den Teilnehmerinnen mit perinataler Depression zu 3.604 Suiziden bzw. Selbsttötungsversuchen. Das entspricht einer Inzidenzrate (IR) von 5,62 pro 1.000 Personenjahren. Bei Frauen ohne PND lag die Zahl der Suizide bzw. Suizidversuche bei 6.445 (IR 1,01 pro 1.000 Personenjahre).
Das Risiko für suizidales Verhalten bei betroffenen Müttern war damit etwa dreimal höher (Hazard Ratio, HR, 3,15). Ein ähnlicher, allerdings etwas schwächerer Zusammenhang, bestand beim Vergleich zwischen Frauen mit PND und ihren nicht erkrankten Schwestern (HR 2,75).
Im ersten Jahr nach der Diagnose war der Unterschied zu Müttern ohne PND am größten (HR 7,20). Das Risiko für suizidales Verhalten blieb während der kompletten Nachbeobachtungszeit von bis zu 18 Jahren signifikant erhöht (HR 2,34). Sowohl die pränatale als auch die postnatale Depression erhöhten das Risiko für suizidales Verhalten, wobei der Effekt bei Letzterer stärker war.
Quelle: Yu H et al. JAMA Netw Open 2024; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.50897
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