AML-Patienten palliativ versorgen: bessere Lebensqualität, weniger Depressionen
Um Argumente für eine palliative Versorgung von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie (AML) zu prüfen, führten amerikanische Kollegen um Dr. Areej El-Jawahri vom Massachusetts General Hospital in Boston eine nicht verblindete randomisierte Studie durch. Sie teilten die 160 Erkrankten mit Hochrisiko-AML, die alle eine intensive Chemotherapie erhielten, in zwei Gruppen ein: 86 Personen erhielten eine ganzheitliche palliative und onkologische Versorgung, die verbleibenden 74 eine Standardbetreuung. Damit sie Lebensqualität und psychologischen Stress am Lebensende beurteilen könnten, ließen die Wissenschaftler die Teilnehmer folgende Patienten-Fragebogen beantworten: FACT-Leu*, HADS** unter anderem mit Fragen zu Angst und Depression sowie PTSD***-Checklist.
Die palliative Intervention
Teilnehmer thematisierten Wünsche am Lebensende
Außerdem litten die Patienten der Palliativgruppe seltener unter Depressionen, sie waren nicht so ängstlich und sie wiesen weniger Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung auf (p = 0,02; p = 0,02 bzw. p = 0,01). Unterschiede hinsichtlich der Belastung durch Beschwerden gab es laut den Autoren keine. Die Teilnehmer, die starben, sprachen mit ihren Ärzten vor ihrem Tod häufiger über ihre Bedürfnisse am Lebensende, wenn sie palliativ versorgt worden waren. Außerdem erhielten sie in den letzten 30 Tagen ihres Lebens seltener eine Chemotherapie als Patienten mit Standardbetreuung. Keine Unterschiede gab es in den Punkten Hospitalisierungsdauer am Lebensende oder in der Inanspruchnahme eines Hospizes. Viele Onkologen bezweifeln, dass eine palliative Versorgung tatsächlich die speziellen Bedürfnisse von AML-Erkrankten erfüllen kann, schreiben die Forscher in ihrem Fazit. Die Ergebnisse der Studie würden aber beweisen, dass eine ganzheitliche palliative und onkologische Versorgung die Lebensqualität und die mentale Verfassung von Betroffenen mit AML verbessert.Effekte bestanden ein halbes Jahr lang
Die Effekte der Intervention auf Depression, Angst und posttraumatische Belastungsstörung hielten sogar für sechs Monate nach Initiierung der Chemotherapie an. Die Daten würden demnach die nötige Evidenz liefern, die es braucht, um eine palliative Versorgung für Menschen mit hämatologischen Erkrankungen und hohem Risiko in der klinischen Routine zu etablieren. * Functional Assessment of Cancer Therapy – Leukemia
** Hospital Anxiety and Depression Scale
*** posttraumatic stress disorder
Quelle: El-Jawahri A et al. JAMA Oncol. 2020: e206343; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.6343
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- Effectiveness of Integrated Palliative and Oncology Care for Patients With Acute Myeloid Leukemia El-Jawahri A et al. JAMA Oncol. 2020: e206343
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