Krebspatienten Symptomlast oft unterschätzt?
Die regelmäßige Symptomerfassung mittels „Patient reported Outcome Measures“ (PROMs) verbessere die Lebensqualität und sogar das Gesamtüberleben von Krebspatienten, erinnerte Sandy Müller, Westdeutsches Tumorzentrum Essen. Deshalb werde die patientenzentrierte Einschätzung in der S3-Leitlinie zur Palliativmedizin empfohlen. Tatsächlich erfolge die Symptomerfassung in der Palliativversorgung jedoch meist durch das Pflegepersonal, so Müller.
Vor diesem Hintergrund verglich die Referentin retrospektiv die Intensität der mittels Eigen- und Fremderfassung beurteilten Symptomlast in zwei Kohorten. Eingeschlossen wurden 281 Erwachsene mit histologisch bestätigten malignen soliden Tumoren (Kohorte 1). Alle Teilnehmer kamen zur Erstvorstellung in die palliativmedizinische Sprechstunde des Westdeutschen Tumorzentrums, wo die tumorbedingten Beschwerden durch eine ausgebildete Palliativpflegekraft, sog. Palliative Care Nurse, beurteilt wurden. Zusätzlich hatten 109 der Patienten im vorherigen halben Jahr den gleichen Fragebogen selbst im Rahmen einer onkologischen Sprechstunde ausgefüllt (Kohorte 2). Die Erfassung der Symptome erfolgte mit dem MIDOS2*, einem validierten Fragebogen für Patienten in der Palliativmedizin.
Die Kohorten im Vergleich
Positivere Fremdeinschätzung trotz schlechterer Laborwerte
Trotz ähnlicher Ausgangscharakteristika ergaben die Selbst- und Fremdbeurteilungen für manche Beschwerden deutlich unterschiedliche Intensitäten, betonte die Doktorandin. Das galt besonders für- das allgemeine Befinden,
- Müdigkeit,
- fehlenden Appetit und
- Schmerzen.
- Appetitmangel (p = 0,013),
- Schwäche (p = 0,027) und
- Allgemeinbefinden (p < 0,001).
* Minimal Documentation System 2
Quellen:
1. Müller S et al. DGHO-Jahrestagung 2021; Abstract V365
2. Wörmann B. DGHO-Jahrestagung 2021; Best of Congress – Onkologie
DGHO-Jahrestagung 2021