Daten zur Lebensqualität Ehrlich oder nicht?
Die Lebensqualität ist aus Patient:innensicht ein wichtiger Faktor (nicht nur) in der Krebstherapie. In klinischen Studien zur Erprobung neuer Behandlungsoptionen liegt der Hauptfokus allerdings eher auf Endpunkten, die das Überleben betreffen. Forschende um Prof. Dr. Joseph N. Samuel, MD Anderson Cancer Center in Houston haben einen genaueren Blick darauf geworfen, wie in der Studiensituation mit Daten zur Lebensqualität (QoL) umgegangen wird.
In ihre retrospektive Kohortenstudie wurden 24.806 Teilnehmende mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen eingeschlossen, die an 45 randomisierten Phase-3-Studien zur Erforschung von Krebsmedikamenten beteiligt waren. Dies waren alle im Jahr 2019 in PubMed gelisteten Untersuchungen in englischer Sprache, die QoL-Daten umfassten.
In nur einem knappen Viertel der Publikationen konnte eine verbesserte Lebensqualität festgestellt werden, schreibt das Team. Damit einher ging häufiger ein gesteigertes OS als bei Studien ohne QoL-Optimierung (7/11 vs. 10/34; χ2 = 4,13; p = 0,04). Auf das PFS bezogen wurde dieser Effekt allerdings nicht deutlich. Die Forschenden von 16 der 34 Studien mit verschlechterter bzw. konstanter Lebensqualität stellten die Daten dennoch in einem positiven Licht dar. Für diese Beobachtung bestand ein signifikanter Zusammenhang mit einer Studienfinanzierung aus der Industrie (χ2 = 6,35; p = 0,01).
Lebensqualität von besonderer Bedeutung
Gerade für Betroffene mit einer fortgeschrittenen oder metastasierten Krebserkrankung sei es wichtig, dass eine Behandlung die QoL verbessert, diskutieren die Forschenden. Sie betonen, dass es essenziell ist, Studiendaten bezüglich ihrer Einordnung immer mit einem kritischen Auge zu betrachten. Ihrer Meinung nach sollten die Herausgeber medizinischer Fachzeitschriften darauf achten, dass über eine unveränderte QoL auch als solche – also neutral – berichtet wird.
Quelle: Samuel JN et al. JAMA Oncol 2022; DOI: 10.1001/jamaoncol.2022.0864