Psychotherapie Gegen die Depression bei Herzinsuffizienz

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Fast die Hälfte der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz entwickelt irgendwann eine Depression. (Agenturfoto) Fast die Hälfte der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz entwickelt irgendwann eine Depression. (Agenturfoto) © Rawpixel.com – stock.adobe.com

Wenn herzinsuffiziente Patienten depressiv werden, müssen nicht gleich Medikamente her. Mit einer Psychotherapie lassen sich die seelischen Beschwerden ebenso lindern.

Fast die Hälfte der Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz entwickelt irgendwann eine Depression. Diese verschlechtert die kardiale Funktion und erhöht das Risiko für Krankenhausbehandlungen sowie die Mortalität. Auf die Lebensqualität wirkt sich die depressive Gemütslage negativer aus als die Insuffizienzsymptome. Dennoch bekommt nur jeder zweite Herzinsuffizienzpatient mit Depression eine antidepressive Therapie.

Das könnte unter anderem damit zu tun haben, dass es weitgehend unklar ist, welche Art Intervention diesen Patienten am meisten nützt. Dr. Waguih William IsHak vom Sinai Medical Center Los Angeles und Koautoren verglichen deshalb in einer randomisierten Studie zwischen 2018 und 2022 den Effekt einer Verhaltensaktivierung (behavioral activation psychotherapy) mit dem einer antidepressiven Medikation. Diese Form der Psychotherapie zielt darauf ab, zu Aktivitäten zu motivieren, die den Kranken eigenen Angaben nach Spaß machen.

An der Studie nahmen 416 erwachsene stationäre und ambulante Patienten mit Herzinsuffizienz und Depression teil. Jeweils die Hälfte erhielt eine Psychotherapie bzw. Antidepressiva. Primärer Endpunkt war die Veränderung des Schweregrads depressiver Symptome nach sechs Monaten, bewertet mit dem Patient Health Questionnaire 9-Items (PHQ-9). Primär lagen die Werte bei allen > 14. Ohne signifikanten Unterschied erreichten die Teilnehmer in beiden Studienarmen nach drei, sechs und zwölf Monaten eine fast 50 %ige Reduktion der depressiven Symptome. In einigen sekundären Endpunkten erwies sich die Verhaltensaktivierung sogar als etwas wirksamer: Die physische gesundheitsbezogene Lebensqualität besserte sich stärker, die Patienten wurden seltener notfallmäßig behandelt und verbrachten weniger Tage im Krankenhaus. Die Autoren schließen aus diesen Daten, dass man Herzinsuffizienten die Wahl lassen sollte zwischen einer Verhaltensaktivierung und einer medikamentösen Therapie, um depressive Symptome zu bessern.

Quelle: IsHak WW et al. JAMA Netw Open 2024; 7: e2352094; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2023.52094