ADHS Gleichstromstimulation als Behandlungsalternative
Als Alternative sind nicht-pharmakologische Therapieoptionen deshalb sehr erwünscht. Bereits in einigen kleineren Studien untersucht wurde die transkranielle Gleichstromstimulation. Dabei wird ein Strom geringer Stärke über die Kopfhaut appliziert, um die kortikale Erregbarkeit zu modulieren. Bisherige Studien weisen auf verschiedene positive Effekte im Hinblick auf kognitive Funktionen hin. Ob die Gleichstromstimulation auch die Aufmerksamkeit verbessert, haben Dr. Douglas Leffa von der Universität Porto Alegre, Brasilien, und Kollegen kürzlich in einer Sham-kontrollierten Studie untersucht.
In die Untersuchung eingeschlossen wurden 64 erwachsene Patienten mit ADHS, die aktuell keine Stimulanzien erhielten und keine psychiatrischen Komorbiditäten aufwiesen. Sie führten vier Wochen lang die präfrontale Stimulation mit Gleichstrom von 2 mA selbst in täglichen Sitzungen über 30 Minuten durch. Als Endpunkt wurde der Unaufmerksamkeitsscore in der Adult ADHD Self-Report Scale Version 1.1 (CASRS-I) erfasst.
Nach vier Wochen lag der mittlere Score in der aktiv behandelten Gruppe bei 18,88 und in der Sham-Gruppe bei 23,63. Statistische Modelle ergaben eine signifikante Verbesserung von Unaufmerksamkeitssymptomen. In der Stimulationsgruppe erreichte mehr als ein Drittel der Patienten eine Abnahme des CASRS-I-Scores um mindestens 30 %, in der Sham-Kontrollgruppe waren dies nur etwa 6 %.
Hyperaktivitäts-Impulsivitäts-Symptome sowie exekutive Funktionen wurden durch die Gleichstromstimulation nicht beeinflusst, berichten die Studienautoren. Überwiegend leichte Nebeneffekte traten in der Stimulationsgruppe etwas häufiger auf, vor allem Hautrötung, Kopfschmerzen und Brennen der Kopfhaut.
Bei erwachsenen ADHS-Patienten kann diese einfach anzuwendende nichtinvasive Methode als Alternative zur Stimulanziengabe eingesetzt werden, schreiben Dr. Leffa und Kollegen. Notwendig sei die tägliche Anwendung, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Dies lasse sich durch die häusliche Applikation durch die Patienten selbst sehr gut realisieren.
Quelle: Leffa DT et al. JAMA Psychiatry 2022; DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2022.2055