Harara: Bei Reiserückkehrern mit starkem Fieber oder Exanthem auch an Phleboviren denken
Treten plötzlich fiebrige Erkrankungen bei Reisenden aus dem Mittelmeerraum auf, sollte differenzialdiagnostisch eine Phlebovirus-Infektion ausgeschlossen werden. Insbesondere wenn Patienten zusätzlich Hautmanifestationen, Leber- oder andere Organprobleme berichten. Übertragen werden die einzelsträngigen RNA-Viren vor allem durch Sandmücken, die gleichzeitig auch der Reservoirwirt sind. Aber auch andere Mückenarten oder Zecken können als Vektor dienen, schreibt Oberfeldärztin Dr. Dorothea Wiemer vom Bundeswehrkrankenhaus Hamburg.
Je nach Spezies rufen Phleboviren etwas unterschiedliche Symptome hervor. Im Mittelmeerraum dominieren die Arten des Sandfly-Fever-Serokomplexes, zu denen das Sandfly Fever Sicilian Virus (SFSV) und das Sandfly Fever Naples Virus (SFNV) gehören. Sie verursachen das „Drei-Tage-Fieber“ (Pappatacifieber oder Phlebotomusfieber).
Von der Toskana bis zum Himalaya
Klinisch äußert sich die Infektion plötzlich über hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und eine typische, auf die Lidspalte begrenzte Konjunktivitis (Picksches Zeichen). Die Symptome klingen meist, wie der Name schon andeutet, nach wenigen Tagen ab, allerdings folgt vereinzelt ein zweiter Schub mit Hepatitis und (seltener) anderen Organkomplikationen.
Infektionen mit dem Sandfly Fever Virus Toscana (TOSV) beginnen ähnlich, allerdings kann es bei ihnen nach kurzzeitiger Verbesserung der Erstsymptome zu einer aseptischen Meningitis, Enzephalitis und Meningoenzephalitis kommen.
Das Sandmückenfieber kennt man darüber hinaus auch in den Küstengebieten der arabischen Halbinsel bis hin zur Himalaya-Region.
Bislang keine spezifische Therapie vorhanden
Hinweise auf die überwiegend im Sommer auftretenden Phlebovirus-Infektionen geben vorangegangene Sandmücken-Stiche, die schmerzhafte und stark juckende Hautreaktionen hervorrufen. Auf Mückenspeichel sensibilisierte Personen entwickeln zusätzlich ein typisches makulopapulöses Exanthem, im arabischen als „Harara“ bekannt. Da die Infektionen bei den meisten Menschen selbstlimitierend sind, gibt es bisher keine erprobte oder gar spezifische Therapie.
Quelle Text und Abb.: Wiemer D. Wehrmedizinische Monatsschrift 2019; 63: 102-104 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn