Glukosemessung HbA1c-Senkung und deutlich mehr Zeit im Zielbereich

Autor: Dr. Judith Lorenz

Beim iscCGM werden die Werte mit einem
Lesegerät oder dem Smartphone ausgelesen. Beim iscCGM werden die Werte mit einem Lesegerät oder dem Smartphone ausgelesen. © Pixel-Shot – stock.adobe.com

Menschen mit Typ-1-Diabetes und instabiler Stoffwechsellage profitieren im Hinblick auf die Glukosekontrolle sowie das Hypo- und Hyperglykämierisiko von einem kontinuierlichen Glukosemonitoring (CGM) mit intermittierenden Messungen (isc). 

Wie gut bei Patientinnen und Patienten mit einem Typ-1-Diabetes die Stoffwechseleinstellung gelingt, hängt im Wesentlichen davon ab, wie häufig die Betroffenen ihren kapillären Blutzucker testen und entsprechende Anpassungen der Insulindosis vornehmen, sagt Dr. Lalantha Leelarathna vom Diabetes, Endocrinology and Metabolism Centre des Manchester University NHS Foundation Trust. Da viele Menschen mit Diabetes die Messungen mittels Teststreifen allerdings nicht mit der nötigen Konsequenz vornehmen, überschreitet ihr glykosyliertes Hämoglobin häufig den Zielbereich.

Moderne Glukosemesssysteme ersetzen zunehmend die Teststreifen-Methode: Auf der Haut angebrachte Sensoren erlauben das kontinuierliche Monitoring der Blutzuckerwerte – entweder in Form intermittierender Scans oder in Echtzeit. Welche Vor- und Nachteile ein solches System für Menschen mit schlecht eingestelltem Typ-1-Diabetes hat, prüfte Dr. Leelarathna gemeinsam mit weiteren Forschenden im Rahmen der multizentrischen FLASH-UK-Studie.

An der Untersuchung nahmen 156 Frauen und Männer im Alter von durchschnittlich 44 Jahren teil, die im Schnitt seit 21 Jahren an einem Typ-1-Diabetes litten und einen HbA1c-Wert zwischen 7,5 und 11,0 % aufwiesen. Gemäß Randomisierung versorgten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Hälfte der Studienteilnehmenden mit einem Glukosesensor am Oberarm, der intermittierend mithilfe eines speziellen Lesegeräts und/oder einer Smartphone-Applikation ausgelesen wurde. Bei jedem Scanvorgang werden sowohl der aktuelle Glukosewert als auch der Verlauf der Mess­ergebnisse angezeigt, erläutern die Forschenden. Optional kann zudem eine Alarmfunktion des Sensors bei hohen und niedrigen Blutzuckerkonzentrationen genutzt werden. 

Niedrigeres HbA1c und Werte länger im Zielbereich

Die 78 Personen der Kontrollgruppe setzten ihr gewohntes Blutzuckermonitoring unverändert fort. Als primären Studienendpunkt definierten die Forschenden die Veränderung des HbA1c-Werts nach 24 Wochen. Daneben wurden auch Sensordaten wie Zeit im Zielbereich (TiR), Zeit unter- bzw. oberhalb des Zielbereichs (TbR bzw. TaR), mittlerer Glukosewert und Glukosevariabilität ausgewertet. Auch Patientenzufriedenheit und Sicherheit des iscCGM-Systems flossen in die Auswertung ein.

Anwendung bei Hochrisikopersonen?

Abschließend unterstreichen die Forschenden um Dr. Lalantha Leelarathna: Ob sich die Vorteile des kontinuierlichen Glukosemonitorings auch auf Menschen mit Typ-1-Diabetes mit fehlender Hypoglykämiewahrnehmung und/oder rezidivierenden schweren Hypoglykämien übertragen lassen, ist unklar, da diese Hochrisikopersonen von der Studienteilnahme ausgeschlossen wurden.

 

Nach 24 Wochen hatte in der Interventionsgruppe der HbA1c-Wert von durchschnittlich 8,7 ± 0,9 % auf 7,9 ± 0,8 %, in der Kontrollgruppe dagegen von 8,5 ± 0,8 % auf nur 8,3 ± 0,9 % abgenommen (p < 0,001). Der Glukosesensor erhöhte zudem die Chance auf ein Absenken des HbA1c-Werts ≤ 7,5 % um den Faktor 2,5. Die Blutzuckermesswerte der Patient*innen der Interventionsgruppe lagen im Vergleich zu den Messwerten der Kontrollen pro Tag 130 Minuten länger im Zielbereich (70 bis 180 mg/dl), 43 Minuten kürzer im Hypoglykämiefenster (< 70 mg/dl) und 86 Minuten kürzer im Hyperglykämiefenster (> 180 mg/dl).

Sie zeigten sich mit der Studienintervention zudem deutlich zufriedener als die Kontrollen: Das Monitoringsystem war einfach anzuwenden und funktionierte fehlerfrei. Je zwei Personen der Kontrollgruppe erlitten eine schwere Hypoglykämie bzw. eine nicht stationär behandlungsbedürftige Ketose und eine Person der Interventionsgruppe entwickelte eine diabetische Ketoazidose. Nebenwirkungen in Zusammenhang mit dem Hautsensor traten nur selten auf.

Literatur:
Leelarathna L et al. N Engl J Med 2022; 387(16): 1477-1487; doi: 10.1056/NEJMoa2205650