Intermittierend scannendes CGM reduziert Komplikationen und verbessert Lebensqualität
Wie geht es Patienten, wenn sie Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung nutzen? Um diese Frage zu klären, hat ein Forscherteam um Sara Charleer, Universität Leuven, Menschen mit Typ-1-Diabetes, die neu mit einem intermittierend scannenden CGM-System (iscCGM) ausgestattet waren, für ein Jahr begleitet. Neben Daten zu Blutzuckereinstellung und Komplikationen wurde mittels Fragebögen erhoben, wie zufrieden die Studienteilnehmer waren.
An der prospektiven Beobachtungsstudie FUTURE nahmen 1913 Patienten mit Diabetes Typ 1 teil. Vor Studienbeginn sowie nach sechs und zwölf Monaten erhoben die Forscher metabolische Daten der Probanden sowie Informationen zur Lebensqualität. Hierzu beantworteten die Teilnehmer eine Reihe validierter Fragebögen. Im Rahmen der Routinetermine lasen die Diabetologen die Glukosemonitoring-Daten der Studienteilnehmer aus und nahmen gegebenenfalls Therapieanpassungen vor.
Im Verlauf der Studie beendeten 114 Teilnehmer das sensorbasierte Blutzuckermonitoring vorzeitig: in 22 Fällen (19 %) aufgrund von Hautreaktionen, in 19 Fällen (17 %) aufgrund eines zu geringen Vertrauens in die Messwerte und in weiteren 19 Fällen (17 %) aufgrund häufiger Sensorverluste.
Bereits zu Studienbeginn stellten die Wissenschaftler sowohl eine hohe allgemeine als auch eine hohe diabetesspezifische Lebensqualität der Patienten fest. Dies änderte sich im Verlauf der Intervention nicht wesentlich.
Die Therapiezufriedenheit – erfasst mittels des Diabetes Treatment Satisfaction Questionnaire (DTSQ) – verbesserte sich hingegen in den zwölf Monaten signifikant um 28 Punkte (p < 0,0001). Nahezu alle Teilnehmer empfanden das sensorbasierte Monitoring als deutlich angenehmer als die blutige Messung am Finger.
Auch bezüglich des Komplikationsrisikos war das iscCGM-System der konventionellen Messung überlegen: Die Zahl der Notfall- und Klinikbehandlungen aufgrund einer Hypoglykämie und/oder Ketoazidose sank signifikant von 3,3 % im Jahr vor Studienbeginn auf 2,2 % während des Interventionszeitraums (p = 0,031).
Auch schwere Hypoglykämien, bei denen Hilfe nötig war, sowie hypoglykämisches Koma traten bei Nutzung des iscCGM-Systems signifikant seltener auf. Gleiches galt für die diabetesbedingten Fehlzeiten am Arbeitsplatz.
Der HbA1c-Wert blieb dagegen im Wesentlichen konstant. Die Zeit, die Patienten in Hypoglykämie bzw. im Blutzucker-Zielbereich verbrachten, sank signifikant, wogegen die Zeit in der leichten Hyperglykämie (> 180–< 250 mg/dl) anstieg.
Die Umstellung Erwachsener mit Diabetes Typ 1 auf ein iscCGM-System, die an einem spezialisierten Diabeteszentrum multidisziplinär betreut werden, verbessert die Therapiezufriedenheit der Patienten, so das Fazit der Autoren. Außerdem sinken – bei stabilem HbA1c – das Hypoglykämierisiko, die Häufigkeit von Hospitalisationen aufgrund von Stoffwechselentgleisungen und Arbeitsausfälle.
Quelle: Charleer S et al. Diabetes Care 2020; 43: 389-397; DOI: 10.2337/dc19-1610