Hyper- und Hypoglykämien
Die derzeit international gebräuchliche Einteilung der Hypoglykämien in leichte und schwere Unterzuckerungen ist nicht an festen Blutglukosewerten ausgerichtet, sondern an der Fähigkeit des Patienten zur Selbsttherapie: Leichte Hypoglykämie bedeutet, dass der Patient seine Unterzuckerung selbstständig durch Aufnahme von Kohlenhydraten ausgleichen kann.
Schwere Hypoglykämie heißt, dass der Patient bei der Therapie der Unterzuckerung auf Fremdhilfe (z. B. durch Angehörige oder medizinisches Personal) angewiesen ist.
Die Definition einer sogenannten asymptomatischen, biochemischen Hypoglykämie anhand von bestimmten Blutglukosewerten ist aufgrund der individuell unterschiedlichen Reaktionen bei bestimmten Schwellenwerten problematisch und wird kontrovers diskutiert. Während die Amerikanische Diabetes-Gesellschaft (ADA) seit 2005 einen Schwellenwert von 3,9 mmol/l (70 mg/dl) empfiehlt, wird in aktuelleren Arbeiten ein geringerer Wert untersucht.
ICD10-Code: R73, R79
- Hypoglykämie: Zittern, Schwitzen, Palpitationen, Benommenheit, Sehstörungen, Bewusstseinsverlust
- Hyperglykämie: Polyurie, Durstgefühl, Glukosurie, Exsikkose, Nausea, Erbrechen, Bewusstseinsverlust
Wichtige Hinweise auf eine Stoffwechselentgleisung liefern in der Regel bereits (Fremd-) Anamnese und orientierende körperliche Untersuchung. Nachweisen lässt sich die Störung durch eine Kontrolle des Blutzuckerspiegels, bei der Hyperglykämie ermöglicht auch die Harnzucker-Bestimmung eine ungefähre Abschätzung.
In Notfällen liefern Blutzucker-Schnelltests rasch Ergebnisse, sofern die Behandlung, z.B. bei einer Hypoglykämie, nicht bereits aufgrund des klinischen Verdachts gestartet werden soll.
Vorsicht ist mit dem HbA1c-Wert geboten - ein Wechsel von Hypo- und Hyperglykämien kann kann eine gute Einstellung vortäuschen.
- Hyperglykämie: M. Cushing, Akromegalie, Phäochromoztom, Hyperthyreose etc.
- Hypoglykämie: Hypothyreose, Insulinom, Zustand nach Gastrektomie, Anorexie, Hypoglycaemia facticia etc.
- Hypoglykämie: Leichte Unterzuckerungen kann der Patient durch Zufuhr von Kohlenhydraten selbst behandeln, wenn er die Anzeichen kennt (Schulung). Schwere Hypoglykämien erfordern die intravenöse Applikation von Glukose, ggf. auch die Injektion von Glukagon.
- Hyperglykämie: Ziel der Therapie bei zu hohen Blutzuckerwerten ist die Behebung des zugrundeliegenden Insulinmangels und der Ausgleich des Volumen- und Elektrolytbedarfs.
Je nach Schweregrad des Krankheitsbildes kann eine Behandlung auf der Intensivstation erforderlich sein, ggf. auch mit kontinuierlicher Blutzuckermessung und Insulin-Applikation erforderlich sein.
Eine Entgleisung des Blutzuckerspiegels lässt sich in der Praxis oft verhindern, etwa durch die bevorzugte Verordnung von Medikamenten mit geringem Hypoglykämie-Risiko sowie durch Schulung zur Prävention von Therapiefehlern. Sinnvoll sind auch regelmäßige Stoffwechselkontrollen, bei Bedarf ergänzt durch Selbstmessung.
- Hypoglykämie: Bei der schweren Unterzuckerung kommt es primär auf eine Sicherung der Vitalfunktionen und auf eine rasche Erhöhung der Blutglukose-Spiegels an (i.v.-Glukose, ggf. Glukagon).
- Hyperglykämie: Patienten mit Typ-1-Diabetes können aufgrund der fehlenden Iinsulinproduktion eine Ketoazidose bis hin zum Koma entwickeln. Therapeutisch setzt man auf eine intravenöse Insulintherapie kombiniert mit Volumen- und Elektrolytersatz. Bei Typ-2-Diabetespatienten kommt es bei schwerer Hyperglykämie zu einem hyperosmolaren entwickeln, die erhaltene Insulinproduktion verhindert die Bildung von Ketonkörpern. Im Zentrum der Therapie steht die Rehydratati samt langsamem Ausgleich der Hyperosmolarität sowie die Gabe von Insulin.
Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG):
Therapie des Typ-1-Diabetes
Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG):
Therapie des Typ-2-Diabetes
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