Hypoglykämie: Welchen Einfluss hat Sport auf Wahrnehmung und Gegenregulation?
Diabetespatienten mit einer Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörung (IAH, impaired awareness of hypoglycemia) erleben sechsmal häufiger schwere Unterzuckerungen, als es bei einer normalen Hypoglykämie-Wahrnehmung der Fall ist. Auch die normale physiologische Gegenregulation scheint bei IAH-Patienten kaum noch zu funktionieren. Aber wie verhält es sich bei körperlicher Bewegung?
Dr. Melissa Lee von der Universität Melbourne und ihr Team untersuchten diesen Sachverhalt bei Patienten mit Typ-1-Diabetes und gestörter Hypoglykämie-Wahrnehmung. Sie teilten diese in zwei Gruppen ein, in denen Sporteinheiten mit unterschiedlicher Intensität absolviert wurden – moderates Training oder hochintensives Training (HIIT). Alle Teilnehmer wurden für den Zeitraum der Studie erstmals mit einem Hybrid-Closed-Loop ausgestattet und vorab entsprechend geschult.
Laktat und Plasmaglukose steigen bei HIIT schneller
Zwölf erwachsene Patienten beendeten die Studie. Während der Trainingseinheit lagen die Glukosewerte in beiden Gruppen stets im Zielbereich. Unterschiede je nach sportlicher Anstrengung stellten die Wissenschaftler u.a. bei folgenden Parametern fest:
- Tendenziell stieg die Plasmaglukose bei intensivem Training stärker als bei moderater Anstrengung.
- In der HIIT-Gruppe stiegen die Laktatwerte schneller als bei moderatem Training, mit einem Peak am Ende der Sporteinheit.
- Die Kortisolwerte stiegen beim HIIT stärker als bei moderatem Training. Den Peak gab es 15 Minuten nach dem Training.
- Der Zuwachs der Noradrenalinwerte war unter dem intensiven Training ebenfalls stärker, mit einem maximalen Anstieg am Ende der Sporteinheit.
Hochintensives vs. moderates Training
Quelle: Lee MH et al. Diabetes Care 2020; 43: 480-483; DOI: 10.2337/dc19-1433