Retinopathie
Die diabetische Retinopathie und/oder Makulopathie zählen zu den mikrovaskulären Komplikationen des Diabetes mellitus. Der Sehverlust (Visusminderung oder Verschlechterung einer anderen Sehfunktion) als wesentliche Folge der diabetischen Retinopathie und Makulopathie beruht auf den folgenden Gefäßveränderungen:
- pathologisch gesteigerte Kapillarpermeabilität;
- progressiver Kapillarverschluss mit Ischämie und Gefäßproliferation (ungeordnete retinale Gefäßneubildung) mit den Spätfolgen Glaskörperblutung, traktive Netzhautablösung und neovaskuläres Glaukom.
ICD10-Code: E10.3 bzw. (H36.0)
Warnzeichen, die auf Netzhautkomplikationen hindeuten, sind:
- Verschlechterung der Sehschärfe, die nicht durch eine Änderung der Sehhilfe behoben werden kann
- Leseschwierigkeiten bis zum Verlust der Lesefähigkeit
- Farbsinnstörungen
- eine allgemeine Sehverschlechterung im Sinne von Verschwommensehen;
- verzerrtes Sehen (Metamorphopsie)
- „Rußregen“ vor dem Auge durch Glaskörperblutungen bis zur praktischen Erblindung durch persistierende Glaskörperblutungen oder bei traktiven Netzhautablösungen
Bei Warnsymptomen für Netzhautkomplikationen ist eine umgehende Untersuchung durch den Ophthalmologen angezeigt. Pathologische Veränderungen an der Retina, beispielsweise Mikroaneurysmen, Blutungen oder Netzhautablösungen, lassen sich bereits bei der Spiegelung des Augenhintergrunds erkennen. Eine genauere Abklärung von Gefäßverschlüssen ermöglicht die Fluoreszenz-Angiographie.
Entscheidend für die Prognose der diabetischen Retinopathie ist eine möglichst normoglykämische Stoffwechseleinstellung (Blutzucker, HbA1c-Wert).
Andere Augenerkrankungen, die entsprechende Retinaveränderungen auslösen können, etwa die hypertensive Retinopathie.
Die Progression der diabetischen Retinopathie lässt sich nur aufhalten, wenn es gelingt, die Grunderkrankungen erfolgreich zu behandeln. An erster Stelle steht die möglichst normnahe Einstellung des Diabetes mellitus, wichtig ist aber auch eine intensivierte Blutdruckkontrolle und die Senkung erhöhter Lipidwerte.
Zur gezielten medikamentösen Therapie der diabetischen Retinopathie werden intravitreale Injektionen z.B. mit Dexamethason oder Inhibitoren des VEGF (Vascular Endothelial Groth Factor) genutzt.
Ein probates Verfahren zur Therapie retinaler Neovaskularisationen ist die Laserkoagulation, sie kann die Progression wirksam aufhalten und damit eine weitere Verschlechterung des Sehvermögens verhindern. Falls die Lasertherapie nicht genügt, kommt als operative Behandlung bei Beteiligung des Glaskörpers eventuell eine Vitrektomie infrage.
Je früher die diabetische Retinopathie erkannt wird, desto eher lässt sich die Progression aufhalten. Diabetiker ohne bekannte Netzhautschäden sollten deshalb einmal im Jahr zur augenärztlichen Kontrolle, bei bestehender Retinopathie häufiger.
Auch durch einen gesunden Lebensstil können Patienten mit Diabetes viel zur Retinopathie-Prävention beitragen (normales Körpergewicht, Verzicht auf Nikotin und übermäßigen Alkoholgenuss).
Leitlinie "Nationale VersorgungsLeitlinie Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes" (gültig bis 24.09.2020)
Patientenleitlinie "Diabetes - Schäden an der Netzhaut: Vorbeugen und Behandeln" (gültig bis 24.09.2020)
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