CGM-Messgenauigkeit per Error-Grid-Plot klinisch beurteilen

diatec journal: Lexikon Autor: Dr. Andreas Thomas

Liegen die Glukosewerte von Test- und Referenzgerät meist beieinander, spricht das für eine gute Messgenauigkeit. Liegen die Glukosewerte von Test- und Referenzgerät meist beieinander, spricht das für eine gute Messgenauigkeit. © iStock/baona

Die Genauigkeit von Glukosemesssystemen zu ermitteln ist essenziell. Was das klinisch bedeutet, lässt sich mit Error-Grid-Analysen feststellen.

Ein Error-Grid-Plot (EGP) dient dazu, die Genauigkeit von Glukosemessgeräten in Bezug auf eine Referenzglukosemessung zu beurteilen – vorzugsweise mit einem Laborgerät – und stellt dafür den Standard dar. Diese Analyse geht weiter als die Beurteilung der Werte durch eine Regressionsanalyse: Es handelt sich um eine Fehlerrasteranalyse, die für Glukosedaten modifiziert wurde. Sie beantwortet die Frage nach der klinischen Relevanz von abweichenden Glukosedaten im Rahmen der Diabetestherapie (klinische Genauigkeit).

Das heißt: Die Abweichung eines Messwertes zum Referenzmesswert wird anhand der sich für die Diabetesbehandlung ergebenden Folgen betrachtet. Diese Spezifizierung wurde zuerst von Dr. William L. Clarke, University of Virginia, in den 1980er-Jahren entwickelt, weshalb die grafische Darstellung als Clarke-EGP bezeichnet wird (siehe Abbildung).1 In das Raster werden die paarweise gemessenen Werte einer Probe (Glukosekonzentration von Test- und Referenzgerät) eingetragen. Bei einer Übereinstimmung von 100 % liegt der Wert genau auf der Winkelhalbierenden. Viele Glukosewertepaare ergeben dann bildlich eine gewisse Verteilung. In der Grafik sind fünf Zonen festgelegt, die sich entsprechend ihrer klinischen Relevanz unterschieden:

  • Zone A: alle Werte, die eine maximale Abweichung von 20 % vom Referenzwert aufweisen (klinisch akkurat).
  • Zone B: Werte mit einer Abweichung > 20 %, die keine fehlerhafte Auswirkung auf die Therapie des Patienten haben (klinisch günstig).
  • Zone C: abweichende Werte, die ungünstige, aber noch keine gefahrbringenden therapeutischen Entscheidungen zur Folge haben (klinisch noch ausreichend).
  • Zone D: Werte, deren Abweichung gefährliche Fehlentscheidungen, speziell bei der Erkennung einer Hypo- oder Hyperglykämie hervorrufen können (klinisch fehlerhaft).
  • Zone E: Werte, die derart voneinander abweichen, dass eine Hypo- oder Hyperglykämie nicht mehr zu unterscheiden ist, was folglich zu einer grob falschen Behandlung führen würde (klinisch falsch).

Im Idealfall liegen alle oder die meisten Werte in Zone A – das trifft auf die meisten CGM-Geräte zu.

Ein weiterer EGP wurde im Jahr 2000 von Joan L. Parkes, ­Bayer Diabetes Care, New York, aufgrund von Limitationen des Clark-EGP entwickelt (siehe Abbildung):2 z.B. existieren direkte Übergänge zwischen den Zonen B und D, sowie B und E – was nicht logisch ist. Auch im Parkes-EGP sind fünf Bereiche festgelegt, die von einer Expertengruppe ermittelt wurden. Anders als der Clark-EGP unterscheidet der Parkes-EGP die klinische Relevanz bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes.

Mit diesen Analysen lässt sich die Leistungsfähigkeit von Blutglukosemessgeräten sehr gut beurteilen. In Bezug auf das kontinuierliche Glukosemonitoring (CGM) setzen diese EGPs aber voraus, dass nur Glukosewertepaare eingetragen werden, die in der Glukosestabilität gemessen wurden. Denn ein CGM misst in der interstitiellen Flüssigkeit und diese Werte hängen bei Glukoseanstiegen und -abfällen nach („time lag“). Diese Dynamik erfassen beide EGPs nicht. Es wurden daher dynamische EGPs entwickelt, die sogenannten Continuous Glucose Error Grid Analyses (CG-EGA).3 Diese Analysen haben sich bisher nicht durchgesetzt.

Quellen:
1. Clarke WL et al. Diabetes Care 1987; 10: 622-628
2. Parkes JL et al. Diabetes Care 2000; 23: 1143-1148
3. Kovatchev BP et al. Diabetes Care 2004; 27: 1922-1928