Headsets gegen Depression? Hirnstimulation noch nichts für den Hausgebrauch

Autor: Dr. Sabine Debertshäuser

Daheim auf der Couch sitzen und sich mit Gleichstrom gegen die Depression stimulieren lassen. Daheim auf der Couch sitzen und sich mit Gleichstrom gegen die Depression stimulieren lassen. © Faizal - stock.adobe.com (Generiert mit KI)

Daheim auf der Couch sitzen und sich mit Gleichstrom gegen die Depression stimulieren lassen: Das ist keine Zukunftsmusik mehr. Doch aus Expertensicht ist es aber noch zu früh, um die Selbstbehandlung zu empfehlen.

Derzeit leiden rund 9,5 Millionen Menschen in Deutschland an einer ärztlich diagnostizierten Depression – ein neuer Rekord. Neben der üblichen Behandlung mit Psychotherapie und/oder Antidepressiva gewinnt die Hirnstimulation mit Gleichstrom (transkranielle Gleichstromstimulation, tDCS) zunehmend an Bedeutung. Bei ihr wird ein schwacher Strom über Elektroden auf der Kopfhaut abgegeben. Er soll die kortikale Aktivität modulieren. Das Zielgebiet für die Therapie ist der dorsolaterale präfrontale Kortex, in dem unter anderem die Entscheidungsfindung reguliert wird.

Mittlerweile gibt es dafür Headsets zur Selbstanwendung. In einer aktuellen Doppelblindstudie haben Forschende aus Großbritannien und den USA diese Anwendung bei 120 Frauen und 54 Männern mit mittelschwerer Depression untersucht. Zwei Drittel der Betroffenen waren medikamentös stabil eingestellt. Über zehn Wochen führte die eine Hälfte der Gruppe mehrmals wöchentlich selbst die tDCS durch, die Placebogruppe erhielt eine Scheinstimulation. Die Gleichstrombehandlung reduzierte den Schweregrad der Depression bei 58 % der Patientinnen und Patienten um mindestens 50 %, 45 % wurden depressionsfrei. In der Kontrollgruppe waren es 38 % bzw. 22 %.

Andere Studien konnten hingegen keine Überlegenheit der transkraniellen Gleichstromstimulation gegenüber Placebo zeigen. Obgleich sich die Behandlung als nebenwirkungsarm erwies, warnt daher die DGKN* vor voreiligen Versprechungen. Die Entwicklung für eine passgenaue Therapie stecke gewissermaßen noch in den Kinderschuhen, erklärt Prof. Dr. Frank Padberg von der DGKN. Man müsse erst noch besser verstehen, was die Stimulation in den neuronalen Netzwerken genau bewirkt und Mittel finden, sie zu personalisieren, merkte der Experte einschränkend an. 

Quelle: Pressemitteilung DGKN*

* Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung