„Hormonersatztherapie nicht nur als Kurzzeitlösung betrachten“
Zahlreiche Studien berichten einen Zusammenhang zwischen dem Menopausenalter und kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität. Warum dies so ist, wollten die Epidemiologin Dr. Linda O’Keeffe von der Universität Bristol und Kollegen anhand einer Kohorte von mehr als 2500 Frauen ab dem Geburtsjahr 1946 herausfinden. Für etwa 1670 Patientinnen lagen für das Alter von 36–69 Jahren Daten zu Blutdruck, BMI und Hüftumfang vor, für ca. 1500 in der Altersspanne von 53–69 Jahren Werte zu Lipiden und Glukosemetabolismus.
Es zeigte sich, dass das Alter bei der letzten Periode – unabhängig davon, ob diese spontan sistierte oder eine Hysterektomie durchgeführt worden war – langfristig keinen wesentlichen Einfluss auf Blutdruck sowie Lipid- und Zuckerstoffwechsel der Frauen hatte. Für BMI und Hüftumfang ergab sich nur eine inkonsistente Tendenz, was andere Faktoren als Auslöser wahrscheinlich macht.
Dass eine frühe Menopause die Herz-Kreislauf-Gesundheit gefährdet, liegt vermutlich daran, dass mit abnehmender Ovarfunktion auch die Hormonproduktion sinkt. Damit schwinden die positiven Effekte der Östrogene auf das Herz und Gefäßsystem, meinen die Gynäkologin Dr. Felice L. Gersh von der University of Arizona, Tucson, und der Kardiologe Dr. Carl J. Lavie vom John Ochsner Heart and Vascular Institute, New Orleans. Insbesondere Estradiol halte angesichts vielfältiger protektiver Wirkungen z.B. am Endothel sowie am Myokard essenzielle Funktionen aufrecht.
Es ist an der Zeit, die Hormonersatztherapie nicht nur als Kurzzeitlösung gegen Hitzewallungen und andere klimakterische Beschwerden zu betrachten, fordern die Studienkommentatoren. Zugeführte Hormone könnten den hormonmangelbedingten kardiovaskulären Alterungsprozess verlangsamen.
Humanidentische Hormone in möglichst physiologischer Dosis
Ihrer Meinung nach „verdienen“ es Frauen mit Beginn der Wechseljahre, präventiv entsprechende Präparate angeboten zu bekommen. Dabei sollten ausschließlich natürliche, humanidentische Hormone wie Estradiol und mikronisiertes Progesteron in möglichst physiologischer Applikationsform und Dosis zur Anwendung kommen.
Quellen:
1. O‘Keeffe LM et al. Heart 2020; DOI: 10.1136/heartjnl-2019-315754
2. Gersh FL et al. A.a.O; DOI: 10.1136/heartjnl-2019-315898