Menopause durch Sex, Schwangerschaft und Stillen hinauszögern
Kommen Frauen frühzeitig in die „Wechseljahre“, tragen sie ein erhöhtes Risiko für kognitive Einbußen, Osteoporose, kardiovaskuläre Erkrankungen und Tod. Doch dagegen kann frau etwas tun – Kinder bekommen und stillen zum Beispiel. Denn bei beidem setzt die Ovulation (teilweise) aus. Logisch also, wenn Mütter die letzte Regelblutung etwas später trifft als Kinderlose, schließlich gibt es nur ein begrenztes Depot an Eizellen. Diese Hypothese bestätigte jetzt eine Studie mit mehr als 100 000 Teilnehmerinnen, in der die Wahrscheinlichkeit eines frühen Klimakteriums vor dem 45. Lebensjahr untersucht worden war.1
Stillen senkt Risiko früher Wechseljahre um bis zu 32 %
Zu Beginn der Erhebung waren sie zwischen 25 und 42 Jahre alt und wiesen keine Anzeichen einer Perimenopause auf. Die Forscher um Epidemiologin Christine R. Langton von der University of Massachusetts, Amherst, beobachteten die Damen schließlich bis zu ihrem 45. Geburtstag. Wie sich zeigte, senkte sich das Risiko früher Wechseljahre immer weiter ab, je häufiger die Frauen für mindestens sechs Monate schwanger wurden. Im Fall einer Gestation um 8 %, bei vier um 19 %, verglichen mit kinderlosen Frauen.
Mütter, die ihren Nachwuchs zudem sieben bis zwölf Monate ausschließlich stillten, hatten das geringste Risiko. Mit zwei Kindern lag es um 21 % niedriger, mit drei oder mehr Sprösslingen um 32 % im Vergleich zu denen, die ihre Babys kaum einen Monat lang die Brust gaben. Die Autoren führen dies darauf zurück, dass häufige Laktation die Ovulation unterdrückt.
Ovulation wird bei Flaute im Bett womöglich eingestellt
Scheinbar lässt sich die Zeit des Klimakteriums auch durch Sex beeinflussen. Die knapp 3000 Teilnehmerinnen einer laufenden Studie kamen anfangs im Schnitt auf 45,88 Lebensjahre, lebten meist verheiratet oder in einer Partnerschaft und hatten zwei Kinder.2 Etwa die Hälfte von ihnen zeigte bereits erste Zeichen der Perimenopause. Innerhalb des zehnjährigen Follow-ups kamen 45 % in die Wechseljahre, im Mittel mit 52 Jahren.
Wer nun sexuell aktiv war – und das Minimum einmal wöchentlich –, wies ein um 28 % geringeres Risiko für ein frühes Klimakterium auf als jene Frauen, die nicht mal einmal im Monat in den Genuss kamen. Hatten sie aber monatlichen Verkehr, lag ihr Risiko um 19 % niedriger. Als schlüssigste Erklärung diskutierten die beiden Forscherinnen vom Department of Anthropology des University College London, Megan Arnot und Ruth Mace, die These, dass der Körper etwas älterer Frauen die energieraubende Ovulation einstellt, wenn nur noch eine geringe Chance besteht, schwanger zu werden – also, wenn Betroffene selten Sex haben.
Nicht bestätigen ließen sich jene früheren Ergebnisse, wonach verheiratete Frauen später als Unverheiratete bzw. Geschiedene ins Klimakterium kämen. Ganz im Gegenteil: In dieser Studie zeigten sich die Verhältnisse umgekehrt und Verheiratete trugen ein leicht erhöhtes Risiko.
1. Langton CR et al. JAMA Netw Open 2020; 3: e1919615; DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2019.19615
2. Arnot M, Mace R. R Soc open sci 2020; 7: 191020; DOI: 10.1098/rsos.191020