
Einfluss auf den Krankheitsverlauf Menopause als Zäsur bei Multipler Sklerose?

Den Einfluss des chronologischen Alters von dem des „reproduktiven Alterns“ zu differenzieren, ist allerdings in der Forschung eine Herausforderung. Speziell zur Klärung der Effekte der Wechseljahre auf die Multiple Sklerose wird in Studien oft die Expanded Disability Status Scale (EDSS) genutzt. Mit diesem Wert sind jedoch alters- oder hormonbedingte Veränderungen kaum zu unterscheiden von MS-bedingten Einschränkungen.
Um den Einfluss der Menopause auf den MS-Verlauf genauer zu beschreiben, verwendete ein Forscherteam um Hannah Silverman vom UCSF Weill Institute for Neurosciences in San Francisco neben dem EDSS auch das Testverfahren MSFC (Multiple Sclerosis Functional Composite) in einer prospektiven Langzeitstudie. Zusätzlich wurden im Serum das Protein Neurofilament light chain (sNfL) als Marker der neuronalen Schädigung bestimmt und MRT-Aufnahmen ausgewertet. Die Daten stammten aus Kohortenstudien, in denen 184 MS-Patientinnen im Median 13 Jahre lang jährlich untersucht worden waren. Die Menopause war in einem medianen Alter von 50 Jahren eingetreten.
Laut der Analyse stellte die Menopause einen Wendepunkt der Kurve dar, die den Krankheitsverlauf der MS widerspiegelte: Der MSFC-Score verschlechterte sich schneller als zuvor, was stärker eingeschränkte kognitive und feinmotorische Fähigkeiten sowie die Leistung im Timed- 5-Foot-Walk-Test aufzeigte. Auch die NfL-Serumwerte stiegen deutlicher an. Diese Ergebnisse blieben unter Berücksichtigung der Faktoren Alter, Body-Mass-Index und Nikotinkonsum unverändert.
Keine hormonellen Effekte in der MRT zu erkennen
Im Score-Verlauf des EDSS markierte die Menopause hingegen eine Verlangsamung des Abwärtstrends und die in der MRT abzulesende Entzündungsaktivität änderte sich ebenfalls nicht signifikant. Insgesamt allerdings sieht das Autorenteam die menopausale Transition mutmaßlich als Wendepunkt bei MS-Patientinnen im Sinne von verstärkter Nervenschädigung und deutlich schlechteren funktionalen Fähigkeiten. Entsprechend könnten spezielle Therapien im Zeitraum der Wechseljahre sinnvoll sein.
Quelle: Silverman HE et al. Neurology 2025; 104: e210228; DOI: 10.1212/WNL.0000000000210228