Impfen verursacht keine Multiple Sklerose

Autor: Dr. Susanne Gallus

Ob Impfstoffe aktiv vor MS schützen können, bleibt offen. Ob Impfstoffe aktiv vor MS schützen können, bleibt offen. © iStock/Astrid860

Unermüdlich versuchen Wissenschaftler, die Ängste der Impfgegner auszuräumen. Fest steht: Dass eine Vakzine Multiple Sklerose auslöst, braucht wohl niemand zu befürchten.

Die Auswertung der Versichertendaten der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns ist eindeutig. Eine Impfung beeinflusst nicht, ob eine Person die Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose (MS) entwickelt. Ganz im Gegenteil: MS-Patienten hatten in den fünf Jahren vor ihrer Diagnose sogar weniger Impfungen bekommen als die Vergleichsgruppe ohne spätere MS. Ausgewertet wurden die Vakzine gegen:

  • Pneumokokken
  • Meningokokken
  • Mumps, Masern, Röteln
  • Windpocken
  • Humane Papillomaviren (HPV)
  • Hepatitis A und B
  • FSME
  • Influenza

Die gesund gebliebenen Kontrollen hatten sich sogar häufiger gegen Hepatitis, FSME und Grippe impfen lassen. Diesen Impfungen deswegen gleich einen protektiven Effekt in Bezug auf MS attestieren, will das Team um Privatdozent Dr. Alexander­ Hapfelmeier vom Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie der Technischen Universität München aber nicht. Natürlich könne man die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die Impfstoffe das Nervensystem vor Angriffen des Immunsystems schützen, heißt es in der begleitenden Pressemitteilung. Doch belegen lasse sich das bislang nicht.

Vermutet wird, dass Patienten mit Multipler Sklerose schon lange vor der Diagnose spüren, dass mit ihrem Immunsystem etwas nicht stimmt, und deshalb unbewusst auf Impfungen verzichten. Darauf, dass dies ein MS-typisches Verhalten ist, weisen weitere Untersuchungen der Kollegen hin: Bei Patienten mit Morbus Crohn oder Psoriasis zeigte sich in den fünf Jahren vor der Diagnose kein verändertes Impfverhalten im Vergleich zu Gesunden.

Quellen:
1. Hapfelmeier A et al. Neurology 2019; online first; DOI: doi.org/10.1212/WNL.0000000000008012
2. Pressemitteilung Technische Universität München