Multiple Sklerose Lange vor den axonalen Läsionen treten Autoantikörper auf
Wissenschaftler haben gezeigt, dass die Immunreaktion auf virale Antigene im Schnitt schon zehn Jahre vor den ersten Schäden an den Axonen nachweisbar ist.
Antikörper gegen das EBV-Glykoprotein 350 (gp350) zeigen die erfolgte Infektion mit dem Virus an. Einige Patienten scheinen zudem Autoantikörper gegen Anoctamin 2 (ANO2) zu bilden. Diese Reaktion geht mit einem erhöhten Risiko für die präklinische Entwicklung MS-induzierter Veränderungen im Zentralnervensystem einher.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Wissenschaftlergruppe um Dr. Daniel Jons von der Universität Göteborg nach der Analyse von 669 Serumproben, die vor der klinischen Manifestation einer MS gewonnen wurden. Demnach lässt sich eine Immunreaktion auf das EBV-nukleäre-Antigen (EBNA1) bereits 15 bis 20 Jahre vor der klinischen Manifestation der MS beobachten. Es folgt die Antikörperbildung gegen gp350 und ANO2.
Rund 17 % der Patienten mit präklinischer MS entwickelten eine Immunreaktion gegen EBNA1, signifikant mehr als in der Kontrollgruppe (10 %). Mit einem durchschnittlichen Abstand von zehn Jahren zur EBV-Infektion trat auch die leichte Neurofilamentkette verstärkt auf. Sie ist ein Marker für axonale Läsionen, der sich vor allem bei seropositiven Prä-MS-Patienten nachweisen lässt.
Diese Ergebnisse bieten nach Ansicht der Studienautoren eine gute Grundlage für den Nachweis weiterer Veränderungen bei noch asymptomatischer MS. Die Therapiemöglichkeiten dürften sich damit erweitern.
Quelle: Jons D et al. J Neurol Neurosurg Psychiatry 2023; DOI: 10.1136/jnnp-2023-331868