Bundesweite Impfraten offenbaren regionale Unterschiede
Das Robert Koch-Institut (RKI) nutzt die Abrechnungsdaten der KV, um einen Überblick über die Influenza-, Pneumokokken- und Masern-Impfquoten im Erwachsenenalter darzustellen. Bisher liegen Daten von sieben bzw. bei Masern von zehn Bundesländern für die Jahre 2014–2019 vor.
Influenza
Die Ständige Impfkomission, kurz STIKO, empfiehlt über 60-Jährigen, sich jährlich gegen Influenza immunisieren zu lassen. Die von der EU geforderte Quote von 75 % wurde jedoch von keinem einzigen Bundesland erreicht – bei großen regionalen Unterschieden. Dabei schneiden die östlichen Bundesländer immer noch weitaus besser ab als die westlichen.
Nachdem übergreifend seit 2014 ein langsamer Rückgang zu verzeichnen war, ist in der letzten Saison (2018/2019) wieder ein Anstieg erkennbar, sodass zumindest das Niveau der Saison 2014/2015 erreicht wurde. Dies führt das RKI auf die ungewöhnlich schwere Influenza-Saison 2017/2018 sowie die STIKO-Empfehlung für die tetravalente Vakzine zurück. Besonders impfmüde scheinen die jüngeren Senioren zwischen 60 und 69 Jahren zu sein, unter den 70- bis 79-Jährigen klettern die Zahlen wieder.
Unabhängig vom Alter sollten sich Patienten mit gesundheitlichen Problemen wie chronischen Lungen- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen immunisieren lassen. Für diese Gruppe fallen die Daten zwar etwas höher aus als für die altersabhängige Indikation, sie schaffen es aber nicht über 50 %.
Pneumokokken
Noch schlechter sieht es in puncto Pneumokokken-Impfung aus. Die einmalige Vakzinierung wird allen ab 60 Jahren empfohlen. Unter den 60-Jährigen liegen die Zahlen noch weit unter 10 %, bis zum Alter von 67 steigen sie auf 10–30 % (in den östlichen Bundesländern immerhin auf 35–45 %) an.
Auch für diese Immunisierung gilt: Liegen bestimmte Erkrankungen vor, spielt das Alter keine Rolle. Betroffene sollten die Impfung alle sechs Jahre auffrischen. Die Quote der unter 59-Jährigen erreicht in den meisten untersuchten Bundesländern noch nicht einmal 10 %. Erst bei über 60-Jährigen klettert sie – je nach Bundesland und Saison – auf bis zu 28 %.
Masern
Seit Ende 2010 heißt es für alle nach 1970 Geborenen: Gegen Masern impfen, wenn bisher nicht oder nur einmal in der Kindheit die Vakzinierung erfolgt oder der Impfstatus unklar ist. Das RKI nennt die Impfinzidenz, d.h. den Anteil der nach 1970 geborenen Erwachsenen, die im jeweiligen Jahr eine Masernimmunisierung in Anspruch genommen haben. 2009/2010 betrug die Quote 0,4 %, in den ersten Jahren nach Aussprechen der Empfehlung 1,0 %. Im Jahr 2015 sorgten die verbreiteten Masern-Ausbrüche für eine Quote von 1,5 %, danach sank der Wert jedoch wieder.
Unklar bleibt, ob dies auf eine schwindende Akzeptanz oder weniger Bedarf (da mehr Menschen bereits geimpft sind) zurückzuführen ist. Berücksichtigt man die Messungen von masernspezifischen Antikörpern, würden eigentlich 15 % eine Vakzinierung benötigen – d.h. es würde laut dem RKI bei den heutigen Quoten 15 Jahre dauern, bis alle durchgeimpft wären.
Quelle: RKI. Epid Bull 2019; 24: 457-466