Mit Mönchspfeffer und Traubensilberkerze gegen hormonelle Beschwerden
Zur pflanzlichen Behandlung prämenstrueller Symptome einschließlich Mastodynie empfiehlt Professorin Dr. Karin Kraft vom Lehrstuhl für Naturheilkunde der Universitätsmedizin Rostock den Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus). Auszüge aus den Früchten dieses mediterranen Strauchs eignen sich zudem zur Therapie von Zyklusstörungen wie Oligo- und Amenorrhö.
Der Effekt wird mit einer Bindung der Inhaltsstoffe an Dopamin-D2-Rezeptoren im Hypophysenvorderlappen erklärt. Dadurch kommt es zu einer verringerten Prolaktinbildung. Außerdem konnte eine Flavonoid-vermittelte Modulation von Östrogen-Rezeptoren gezeigt werden. Placebokontrollierte Studien belegen die klinische Wirksamkeit. Arbeiten zur prämenstruellen Verstimmung ermittelten einen dem Fluoxetin vergleichbaren Effekt. Der Einfluss auf die latente Hyperprolaktinämie ähnelt der des Bromocriptins.
Therapie sollte mindestens drei Monate dauern
Die auch Keuschlamm genannte Heilpflanze zeigt im Allgemeinen eine gute Verträglichkeit. Am ehesten kommt es zu leichten Kopfschmerzen und gastrointestinalen Beschwerden. Akne und juckende, urtikarielle Exantheme können ebenfalls auftreten. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind bisher nicht bekannt, erklärte Prof. Kraft. Da sich die Modulation der zerebralen Rezeptoren langsam verstärkt, wird eine Therapie über mindestens drei Monate empfohlen. Kurzzeitige Effekte darf man nicht erwarten.
Patientinnen mit aktiven oder östrogensensitiven Tumoren (z.B. Mammakarzinom) in der Anamnese raten Experten vom Mönchspfeffer ab. Auch in der Gravidität und während der Stillzeit ist die Anwendung nicht empfohlen. Für eine angeblich schwangerschaftsstabilisierende Wirkung gibt es bisher keine Daten, weshalb Prof. Kraft davon dringend abrät. Während einer Therapie mit Dopaminagonisten und -antagonisten sollte die Anwendung nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, ebenso bei Störungen des Hypophysenvorderlappens.
Viele Frauen leiden in der Peri- und Postmenopause an neurovegetativen Symptomen wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen und Schlafstörungen, die sie teilweise kaum ertragen. Patientinnen, die sich nicht hormonell behandeln lassen möchten, finden in Extrakten aus dem Wurzelstock der Traubensilberkerze eine pflanzliche Alternative. Für Auszüge aus Cimicifuga racemosa ließ sich die Wirksamkeit in einer Metaanalyse placebokontrollierter Studien nachweisen. Berücksichtigt wurden Arbeiten zur Monotherapie und zur Kombination mit Johanniskraut.
Unerwünschte Effekte wie gastrointestinale Beschwerden, periphere Ödeme und allergische Hautreaktionen traten nicht häufiger auf als unter der Scheintherapie. Eine Hepatoxizität verzeichnete man in diesen Untersuchungen nicht. Diese viel diskutierte Nebenwirkung lässt sich wahrscheinlich auf den Einsatz Cimicifuga-haltiger Nahrungsergänzungsmittel zurückführen, deren Inhaltsstoffe nicht deklariert werden müssen, erklärte Prof. Kraft.
Die Fachinformationen mahnen Patientinnen mit vorgeschädigter Leber allerdings zur Vorsicht mit Traubensilberkerzen-Präparaten. Sie sollten die Einnahme bei möglichen Zeichen einer Leberschädigung (z.B. Ikterus, dunkler Urin) sofort beenden und einen Arzt aufsuchen. Ein Einfluss auf Hormonspiegel und östrogensensitive Gewebe wurde zwar bisher nicht belegt. Dennoch sollte die gleichzeitige Einnahme von Östrogenen laut Fachinformation nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Von Soja und Rotklee riet die Ärztin ab
Die Phytotherapie-Spezialistin aus Rostock empfahl wegen der unklaren Qualität von Supplementen zudem, pflanzliche Heilmittel nur in Medikamentenform zu verwenden. Von Soja und Rotklee riet sie ausdrücklich ab, da diese nur als Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden.
Quelle: 127. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin*
* Online-Veranstaltung