Schuppenflechte und Spondyloarthritis Identisch oder zwei Entitäten?

Autor: Dr. Anne Benckendorff

Bei der Psoriasis­ar­thritis mit axialer Beteiligung und der axialen Spondyloarthritis mit Psoriasis handelt es sich um unterschiedliche Krankheitsentitäten. Bei der Psoriasis­ar­thritis mit axialer Beteiligung und der axialen Spondyloarthritis mit Psoriasis handelt es sich um unterschiedliche Krankheitsentitäten. © SciePro / Егор Кулинич – stock.adobe.com

Es gibt Patienten mit axialer Spondyloarthritis, die zusätzlich an einer Schuppenflechte leiden, und Patienten mit Psoriasisarthritis. Auch wenn man glauben könnte, dabei handele es sich um eine Erkrankung aus zwei verschiedenen Blickwinkeln: vieles spricht dafür, dass es zwei unterschiedliche Krankheitsentitäten sind.

Für die Klassifikation der axialen Spondyloarthritis (axSpA) finden die ASAS*-Kriterien und für die Klassifikation der Psoriasis­ar­thritis (PsA) die CASPAR**-Kriterien breite Anerkennung. Doch axSpA-Patienten können zusätzlich eine Psoriasis, PsA-Patienten inflamma­torische Rückenschmerzen haben. Handelt es sich also um dieselbe ­Erkrankung, nur aus unterschiedlichen Blickwinkeln? 

Auch wenn es große Überlappungen zwischen beiden Entitäten gibt, so wurden doch bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts einige Differenzen herausgearbeitet, wie PD Dr. ­Fabian Proft und Henriette Käding von der Charité – Universitätsmedizin Berlin schreiben. Alten und neuen Untersuchungen zufolge unterscheiden sich Patienten mit axPsA von axSpA-Patienten mit Psoriasis auf folgende Weise: AxPsA-Patienten 

  • leiden seltener an inflammatorischen Rückenschmerzen,

  • sind seltener HLA-B27-positiv,

  • sind seltener männlich,

  • haben öfter einen Befall der peripheren Gelenke,

  • weisen häufiger eine Nagel­pso­ria­sis auf.

Auch mit Blick auf die Wirksamkeit moderner Therapien finden sich zum Teil Differenzen zwischen ­axSpA und PsA. 
Nach Ansicht der Autoren handelt es sich also bei der PsA mit axialer Beteiligung und der axSpA mit Psoriasis um unterschiedliche Krankheitsentitäten. Die Forschung sollte sich ihrer Meinung nach mit dem Erarbeiten von Klassifikations­kriterien für die axPsA und dem Definieren von spezifischen MRT-Befunden für diese Erkrankung befassen. 

Auch bei der peripheren SpA und der PsA sine Psoriasis diskutiert man darüber, wie ähnlich oder unterschiedlich die beiden Krankheiten sind. Zwar wurden 2011 Klassifikationskriterien für die periphere SpA publiziert, doch existieren bis heute keine Behandlungsempfehlungen und auch keine zugelassenen Medikamente – obwohl sich TNFi als wirksam erwiesen haben. Die beiden Kollegen befürchten, dass eine periphere SpA ohne axiale Beteiligung als PsA sine Psoriasis oder gar als axSpA kodiert wird, um nicht off label behandeln zu müssen. Dies könnte eine Verzerrung in der Literatur nach sich ziehen und die Entwicklung neuer Medikamente zusätzlich verzögern. Nach Meinung der Autoren sollte bei Patienten mit SpA, aber ohne Psoriasis, die Erkrankung als periphere SpA entsprechend der ASAS-Kriterien klassifiziert werden.

* Assessment of SpondyloArthritis International Society
** ClASsification Criteria for Psoriatic ARthritis 

Quelle: Proft F, Käding H. RMD Open 2023; 9: e002872; DOI: 10.1136/rmdopen-2022-002872