Multiples Myelom Einzelzellanalyse weist den Weg
In den letzten Jahren wurden verschiedene CAR-T-Zell-Therapien entwickelt, unter anderem für die Behandlung des Multiplen Myeloms. Doch war es bisher schwierig, das Ansprechen individueller Patient:innen auf die Therapie vorherzusagen. Forschende um Dr. Vladan Vucinic, Universitätsklinikum Leipzig, wollten das ändern.
Sie untersuchten Proben von zehn Erkrankten, die wegen eines rezidivierten oder refraktären Myeloms nach median vier Vortherapien Idecabtagen-vicleucel oder Ciltacabtagen-autoleucel erhielten – CAR-T-Zellen, deren künstlicher Antigenzezeptor sich gegen das B-cell Maturation Antigen (BCMA) auf Myelomzellen richtet. Das Blut wurde am Tag der Lymphapherese sowie 30 Tage nach Infusion der CAR-T-Zellen abgenommen; bei sechs Patient:innen gewannen die Forschenden am Lymphapherese-Tag außerdem Knochenmark.
Aus den Proben wurden mononukleäre Einzelzellen isoliert und mit verschiedenen Techniken untersucht: Mittels RNA-Sequenzierung wurde das Transkriptom bestimmt, daneben die B- und T-Zell-Rezeptoren sequenziert. „Außerdem haben wir die Expression von 57 verschiedenen Oberflächenmarkern analysiert“, erläuterte Dr. Vucinic.
Komplettansprechen für MM-Erkrankte
Insgesamt gelang so für knapp 8.000 einzelne Zellen pro Probe eine tiefe phänotypische Charakterisierung des Microenvironments in Blut und Knochenmark vor und nach der CAR-T-Zell-Infusion. Von den zehn Teilnehmenden erreichte die Hälfte eine Komplettremission nach CAR-T-Zell-Therapie. Im Gegensatz zu Personen mit suboptimalem Ansprechen, wiesen sie vor der Behandlung
- signifikant mehr CD8+ Gedächtnis-Effektor-T-Zellen und natürliche Killerzellen (NK-Zellen) und
- weniger CD14+ Monozyten auf
als diejenigen mit einem suboptimalen Ansprechen. Diese Marker seien allerdings nur in den Blutproben auffindbar gewesen, so der Referent.
In der Non-CR-Gruppe fand sich ein signifikant erschöpfter Phänotyp von Monozyten und NK-Zellen, gekennzeichnet durch geringere Expression von CD45RA und höhere Expression von CD39 auf CD16+ Monozyten sowie CD94 auf NK-Zellen. Insgesamt lege die integrierte Auswertung der genetischen Daten nahe, dass bei Patient:innen, die später keine Komplettremission erzielten, zum Zeitpunkt der Apherese Signalwege herunterreguliert waren, die mit der T- und NK-Zell-Immunität assoziiert sind, verdeutlichte Dr. Vucinic.
Nach der Infusion der genmodifizierten T-Zellen konnten diese durch die spezifischen CAR-Sequenzen identifiziert werden. In Personen mit Komplettremission fand sich eine Hyperexpansion dieser Zellen und die Expression eines zytotoxischen Phänotyps. Außerdem konnten die Wissenschaftler:innen hier eine Aktivierung weiterer immunologisch aktiver Zellen nachweisen. Diese Stimulierung weiterer Immunzellen abseits der CAR-T-Zellen wurde bestätigt durch die Analyse zellulärer Interaktionen, zum Beispiel der forcierten Stimulierung von CD4- und CD8-Zellen durch Monozyten über die CD55-CD97-Achse.
Die Studie verdeutlicht laut dem Experten, dass sich mittels Einzelzell-Multiomics-Untersuchungen Faktoren identifizieren lassen, die eine Komplettremission nach Infusion von Anti-BCMA-CAR-T-Zellen wahrscheinlich machen. Offenbar ist die Immunkompetenz der Patient:innen vor und auch nach der Behandlung maßgeblich für die Qualität des Ansprechens und könnte in Zukunft zu einer differenzierteren Therapieplanung genutzt werden.
Quelle:
Vucinic V et al. 5th European CAR T-cell Meeting; Abstract BA01-2