Gesundheitszustand bei COPD verbessern In die Gänge kommen und dauerhaft aktiv bleiben

Autor: Dr. Angelika Bischoff

Verbesserter Gesundheitszustand von COPD-Patient*innen durch vermehrte körperliche Aktivität und höhere Belastbarkeit. Verbesserter Gesundheitszustand von COPD-Patient*innen durch vermehrte körperliche Aktivität und höhere Belastbarkeit. © Baltazar – stock.adobe.com

Ein wesentlicher Bestandteil des Managements einer COPD besteht darin, die körperliche Aktivität und Belastbarkeit der Kranken zu steigern. Das Ziel lässt sich auf verschiedenen Wegen erreichen – am besten in Kombination.

Man kann die COPD als pulmonale Komponente eines multimorbiden Status betrachten. Zu körperlicher Inaktivität tragen nicht nur Atemwegsobstruktion, Überblähung und Belastungsdyspnoe bei. Auch systemische Auswirkungen von Komorbiditäten (z. B. Herzinsuffizienz, Hypertonie, Atherosklerose oder Osteoporose) sowie psychologische Faktoren wie mangelnde Motivation haben großen Anteil daran.

Die Inaktivität führt zu strukturellen und funktionellen Defiziten der Muskulatur. Durch vermehrte körperliche Aktivität und höhere Belastbarkeit lässt sich der Gesundheitszustand von COPD-Patientinnen und -Patienten jedoch verbessern. Zunehmende Fitness hat zudem Auswirkungen auf das Überleben und die Inanspruchnahme von sinnvollen Gesundheitsleistungen.

Die Pharmakotherapie bietet ebenfalls Möglichkeiten, dem Ziel näher zu kommen, schreibt ein Autorenteam um Dr. Antarpreet Kaur vom Saint Francis Hospital and Medical Center in Hartford. Gut belegt sei, dass lang wirksame inhalative Bronchodilatatoren die Belastungsfähigkeit der Betroffenen verlängern. Eine duale Bronchodilatation scheint wirksamer zu sein als einzelne Wirkstoffe. 

Bronchodilatatoren weniger förderlich als Fitnesstraining

Der positive Effekt basiert wahrscheinlich darauf, dass der Durchmesser der Bronchien zunimmt und die Überblähung zurückgeht, so das Autorenteam. Insgesamt hätten Bronchodilatatoren allerdings nur einen moderaten Einfluss auf die körperliche Kondition bei COPD, der schwächer sei als der eines körperlichen Trainings. Die Forschenden halten das für plausibel, da mit der Bronchokonstriktion nur einer der ursächlichen Faktoren für die geringe Belastbarkeit verbessert werde. Direkte Vergleichsstudien gibt es allerdings nicht, schreiben sie.

Körperliches Training ist ein zentraler Bestandteil jeder pneumologischen Reha. Es soll bewirken, dass letztendlich die dynamische Überblähung abnimmt. Der kurzfristige Effekt ist vielfältig belegt. So führte in mehreren Studien ein Training auf dem Fahrradergometer zu einer um etwa sieben Watt größeren Zunahme der maximalen Belastungskapazität als die Standardbehandlung.

Auch eine Verbesserung der Gehstrecke konnte in zahlreichen Studien dokumentiert werden.Weniger Daten gibt es zu den Langzeiteffekten von körperlichem Training. Damit die im Rahmen der Reha aufgebaute Kondition nicht wieder verloren geht, muss das physische Aktivitätsniveau langfristig gehalten oder am besten noch gesteigert werden. Das erfordert neben der tägliche Fitnessroutine eine grundsätzliche Verhaltensänderung. Digitale Tools können helfen, die dafür notwendige Motivation aufzubringen.

Menschen mit COPD, die Schrittzähler und sonstige tragbare Aktivitätstracker mit Feedbackfunktion verwendeten, konnten ihr tägliches Pensum auf lange Sicht stärker erhöhen als solche, die andere technologiebasierte Interventionen nutzten. Inwieweit ein persönliches Coaching inklusive motivierender Gespräche und Trainingsplanung Auswirkungen auf das Aktivitätsniveau hat, ist bislang unklar. 

Webbasierte Tools setzen digitale Kompetenz voraus

Zunehmend kommen außerdem internetbasierte Angebote auf den Markt, die helfen sollen, das Aktivitätsniveau und die Belastungskapazität auszubauen. Sie eignen sich als alleinige Anwendung oder ergänzend zu einer pulmonalen Reha. Die Auswahl des geeigneten Tools hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen neben der individuellen Schwere der Erkrankung auch die jeweilige digitale Kompetenz, die Fähigkeit zum Selbstmanagement, etwaige familiäre Unterstützung, die Verfügbarkeit des benötigten Equipments und natürlich die Präferenz der Patientin oder des Patienten selbst.

Quelle: Kaur A et al. Breathe 2024 ; 20: 230347; doi: 10.1183/20734735.0347-2023