Krebsdiagnose in Postmenopause Insbesondere im ersten Jahr Abbau physischer Leistungsfähigkeit
Die im Zuge des physiologischen Alterungsprozesses akkumulierenden funktionellen Defizite schränken zunehmend die Mobilität und die Lebensqualität ein, prädisponieren für Stürze und machen schließlich ein unabhängiges Leben unmöglich, schreiben Wissenschaftler:innen um Dr. Elizabeth M. Cespedes Feliciano von Kaiser Permanente Northern California Division of Research in Oakland. Bei Krebspatientinnen läuft dieser Prozess offenbar schneller ab, fanden die Forschenden heraus.
Alter bei Diagnosestellung durchschnittlich 73 Jahre
Das Team analysierte die Daten von 54.561 postmenopausalen Frauen, die zwischen 1993 und 1998 in die WHI*-Studie eingeschlossen worden waren und im Verlauf von rund zwei Jahrzehnten Nachbeobachtungszeit regelmäßig Angaben zu ihrer physischen Leistungsfähigkeit – inklusive sportlicher Aktivitäten, der Kraft, der Gehfähigkeit sowie der Selbstfürsorge – gemacht hatten.
9.203 Teilnehmerinnen entwickelten im Durchschnittsalter von 73 Jahren ein Mamma-, ein kolorektales, ein Endometrium- oder ein Lungenkarzinom. Die übrigen 45.358 altersgleichen, gesunden Frauen bildeten das Vergleichskollektiv.
Vor der Krebsdiagnose nahm die körperliche Leistungsfähigkeit der Patientinnen mit einem lokalen Tumor ähnlich stark ab wie die der Kontrollen, schreiben die Autor:innen. Nach der Diagnose beschleunigte sich dieser Prozess: Innerhalb des ersten Jahres erlitten Frauen mit einer regionalen Krebserkrankung und/oder einer Chemotherapie besonders dramatische Einbußen. Zwar verlangsamte sich der physische Abbau anschließend, jedoch wiesen insbesondere Personen mit einem Mamma-, Endometrium- oder Lungenkarzinom auch noch fünf Jahre später im Vergleich zu den gesunden Altersgenossinnen signifikante Defizite auf.
Klären, welche Maßnahmen Funktion stärken können
Die geringere Belastbarkeit der Krebspatientinnen führen die Forschenden im Wesentlichen auf die Symptome der Tumorerkrankung sowie auf die Auswirkungen der onkologischen Therapien zurück. Nun sei zu klären, welche Maßnahmen die physische Funktion der Betroffenen vor und während der Behandlung stärken können.
* Women’s Health Initiative
Quelle:
Cespedes Feliciano EM et al. JAMA Oncol 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2022.6881