Dauerbeleuchtung Kein Licht ohne Schatten
Der Mangel an natürlichem Licht und die beständige künstliche Lichtexposition wird für uns zum Problem. Denn das Tageslicht ist der wichtigste Taktgeber für unsere innere Uhr. Hinzu kommt, dass viele Menschen mit den Bildschirmen ihrer Handys, Laptops und Fernseher noch zu später Stunde die Nacht im wahrsten Sinne des Wortes zum Tag machen. Fehlende Lichtintensität tagsüber und die Dauerbeleuchtung in der Nacht führen unter anderem zu erhöhten postprandialen Blutglukose- und Insulinspiegeln.
In einem Experiment mit 14 übergewichtigen Männern und Frauen, bei denen eine Insulinresistenz bestand, haben niederländische Wissenschaftler gezeigt, wie der menschliche Stoffwechsel auf unterschiedliche Lichtverhältnisse reagiert. In einer ersten Versuchsanordnung setzten sie ihre Probanden über 40 Stunden hinweg und mit zwei Übernachtungen der naturnahen Abfolge einer Hellphase (1.250 lx) zwischen 8 und 18 Uhr und einer Phase mit deutlich weniger Licht (5 lx) zwischen 18 und 23 Uhr aus.
Die Zeit von 23 bis 7 Uhr verbrachten die Teilnehmer im Dunkeln. Mahlzeiten wurden ihnen um 8 Uhr, 13 Uhr und 18 Uhr gereicht.In einer zweiten Versuchsanordnung wurden die Hell- und Dunkelphasen ausgetauscht.
Unter den naturnahen Lichtverhältnissen des ersten Aufbaus lagen die Blutzuckerspiegel der Studienteilnehmer vor dem Abendessen niedriger als beim zweiten Teil des Experiments. Zugleich führte die abendliche Vollausleuchtung beim zweiten Durchlauf zu einer merklich niedrigeren nächtlichen Stoffwechselaktivität der Probanden. Zudem war die abendliche Melatoninausschüttung reduziert, wenn die Teilnehmer ihren Tag im Dämmerlicht verbracht hatten.
Hell- und Dunkelphasen beeinflussen Blutdruck
Auch auf die Hauttemperatur wirkte sich die unterschiedliche Abfolge der Lichtphasen aus. Bei naturähnlichen Verhältnissen war sie an Händen und Füßen abends niedriger und nachts höher verglichen mit den künstlichen Bedingungen. Für die Wissenschaftler ist das ein Hinweis darauf, dass die Hell- und Dunkelphasen über die Vasokonstriktion auch Auswirkungen auf den Blutdruck nehmen.
Quelle: Harmsen JF et al. Diabetologia 2022; 65: 721-732; DOI: 10.1007/s00125-021-05643-9