Datenauswertung
KI erreicht die Kardiologie
Intelligente tragbare Geräte zur Überwachung von Körperfunktionen gibt es schon viele, aber in Praxen oder Kliniken wird noch wenig mit Künstlicher Intelligenz (KI) gearbeitet. „In der Kardiologie stehen wir damit sehr am Anfang“, sagte Prof. Dr. Philipp Wild vom Zentrum für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz. Betrachtet man den bisherigen Einsatz, lässt sich erkennen, dass die Technologie vornehmlich in der Datenauswertung ihren Platz hat. Klinisch geforscht wird allerdings in vielen Bereichen, am häufigsten zur KHK, Herzinsuffizienz und Rhythmusstörungen.
Treffsicher bei Herzinsuffizienz
Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Beispielsweise in der Echokardiographie schafft die KI es beinahe genauso gut wie ein menschlicher Untersucher, eine Insuffizienz vorherzusagen. Auch die Bestimmung der EF gelingt mit großer Treffsicherheit, allerdings besser bei Normwerten als bei reduzierter linksventrikulärer Funktion. In einer aktuellen japanischen Studie ließ sich mit einem KI-gestützten EKG ein Vorhofflimmern bei Patienten ohne strukturelle Herzerkrankung sehr gut entdecken.
Spezifische Expressionsmuster für verschiedene Formen der Herzinsuffizienz aufzudecken, ist ebenso ein Gebiet, in dem die Mainzer Kardiologen zur KI forschen, wie Atherothrombose oder die Entwicklung mRNA-basierter Therapien. Die Künstliche Intelligenz wird laut Prof. Wild in der Medizin Prozesse bei Datenerfassung, Interpretation und Entscheidung beschleunigen, unterstützen und zum Teil ersetzen, wodurch Diagnostik, Therapie und Prognostik eine Transformation erleben. Doch der Kollege weiß zu beruhigen: „Die KI verändert und ergänzt künftig die ärztliche Tätigkeit, aber sie kann sie nicht ersetzen.“
Kongressbericht: Rhein-Main-Herztage 2022