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Kinder mit akuter Gastroenteritis vor dem Austrocknen schützen

Autor: Kathrin Strobel

Liegt eine ausgeprägte Dehydratation vor, empfiehlt es sich, den Flüssigkeitsverlust intravenös auszugleichen. Liegt eine ausgeprägte Dehydratation vor, empfiehlt es sich, den Flüssigkeitsverlust intravenös auszugleichen. © iStock/Marija Stepanovic
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Die Therapie der akuten Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter muss vor allem der Dehydratation entgegenwirken. Nur in Einzelfällen kommen zusätzlich Medikamente zum Einsatz.

Bei einer akuten Gastroenteritis ohne Zeichen der Dehydratation genügt es meistens, abzuwarten. Wird die gewohnte alters­entsprechende Ernährung toleriert und kann der kleine Patient trinken, müssen in der Regel keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden. Liegt jedoch eine Dehydratation vor, sollten Sie schnell handeln. Als Standardtherapie gilt die orale Rehydratation mit Glukose-Elektrolytlösung (Natrium 60 mmol/l, Glukose 74–111 mmol/l) oder einer polymerbasierten Elektrolytlösung. Koffeinhaltige Getränke, Limonaden oder Fruchtsäfte sind nicht geeignet.

In schweren Fällen ist die stationäre Aufnahme nötig

Laut Leitlinie sollten Sie immer zuerst eine orale Rehydratation versuchen. Bei Erbrechen empfiehlt es sich, dem Patienten die Trinklösung mittels Löffel oder Spritze zuzuführen. Am besten spannen Sie hierfür eine enge Bezugsperson (z.B. Mutter oder Vater) des Patienten ein. 5 ml alle 1–2 Minuten sind meist effektiv. Gelingt dies nicht, sollten Sie eine nasogastrale Sonde legen. Unabhängig von der Art der Rehydratation gilt, dass der laufende Flüssigkeitsverlust ersetzt werden muss: pro Erbrechen oder wässrigem Stuhl mit 10 ml/kgKG und pro 1 °C Temperaturerhöhung über 37,0 °C mit 10 ml/kgKG/24 h.

Ist die Rehydratation auf nasogast­ralem Weg nicht möglich, muss sie intravenös erfolgen. Eine stationäre Aufnahme wird notwendig bei

  • Schock bzw. schwerer Azidose,
  • stark ausgeprägter Dehydratation (> 9 % KG),
  • gescheiterter oraler Rehydratation,
  • ausgeprägter Hypo- oder Hypernatriämie,
  • neurologischen Symptomen,
  • nicht gesicherter adäquater Umsetzung der Rehydratation durch Betreuungsperson(en),
  • schwerer Grunderkrankung,
  • Malnutrition und/oder Gedeihstörung,
  • Hinweis auf Ileus oder intestinale Transportstörung,
  • Säuglingen < 3500 g oder jünger als zwei Monate sowie
  • anhaltend blutiger Diarrhö.

In seltenen Fällen kann eine intensivmedizinische Überwachung erforderlich sein – so beispielsweise bei ausgeprägter Hyper- oder Hyponatriämie.

Ist der Patient schwer dehydriert, sollte die intravenöse Rehydratation begonnen werden. Von hypotonen intravenösen Lösungen und Halb­elektrolytlösungen raten die Autoren ab (Hyponatriämie!). Wie viel Flüssigkeit das Kind benötigt, lässt sich nach der Holiday-Segar-Formel abschätzen.

 

Flüssigkeitsbedarf per Holiday-Segar-Score ermitteln
Gewicht
Flüssigkeitsbedarf
Zwischensumme
für die ersten 10 kgKG100 ml/kgKG/dbei 10 kg: 1000 ml/d
für die zweiten 10 kgKG50 ml/kgKG/dbei 20 kg: 1500 ml/d
ab 20 kgKG20 ml/kgKG/dab 20 kg: 1500 ml/d + ...

Abhängig vom Schweregrad kann die intravenöse Therapie über 4 bis 24 Stunden erfolgen. Währenddessen empfiehlt es sich, immer wieder zu versuchen, ob sich der Patient auf eine orale Rehydratation umstellen lässt.

So früh wie möglich mit dem Kostaufbau beginnen

Eine medikamentöse Therapie ist meist nicht notwendig. Antiemetika und Loperamid sind nicht sinnvoll. Allerdings können Racecadotril und dioktaedrisches Smektit gegen Durchfall helfen. Unterstützend sind Probiotika eine Option. Von einer Zinksupplementation wird bei Kindern in gutem Ernährungszustand abgeraten, bei Säuglingen oder bei Malnutrition kann sie aber erwogen werden. Eine antibiotische Therapie ist in der Regel nicht indiziert.

Ausnahmen sind das Vorliegen einer funktionell relevanten Immundefizienz, Verdacht auf Sepsis oder Infektionen mit z.B. Shigellen, Vibrio cholerae, Salmonellen, toxinbildendem Clostridium difficile, Lamblien oder enterotoxischem E. coli.

Die Realimentation mit alters­entsprechender normaler Kost soll möglichst frühzeitig, gegebenenfalls auch noch während der initialen Rehydratationsphase, begonnen werden. Von speziellen Diäten zum Kost­aufbau raten die Leitlinienautoren ab. Stillkinder sollten von Anfang an parallel zur oralen Rehydratationslösung Muttermilch erhalten.

Quelle: S2k-Leitlinie akute infektiöse Gastroenteritis im Säuglings-, Kindes- und Jugendalter, AWMF-Register-Nr. 068-003, www.awmf.org