Asthma und Adipositas Kleine Atemwege in Bedrängnis
Trotz epidemiologischer Hinweise auf negative Interaktionen zwischen Adipositas und Asthma erreichen die Betroffenen im bronchialen Provokationstest oft unauffällige Spirometrieergebnisse. Die Erklärung für diesen scheinbaren Widerspruch könnte laut Dr. Arnaud Bourdin vom Department für Atemwegserkrankungen der Universität Montpellier und Kollegen in der Hyperreagibilität speziell der kleinen Atemwege liegen.
Lungendichte mit spezieller CT-Technik ermittelt
Ob dies so ist, prüften sie in einer Studie mit 31 Asthmapatientinnen. 18 wiesen einen BMI < 30 kg/m2 auf, wobei der Durchschnitt bei 22,6 kg/m2 lag. 13 Frauen galten als adipös, d.h. ihr BMI betrug mindestens 30 kg/m2. Die Diagnose Asthma hatte man bei allen Patientinnen mittels Provokationstest gesichert. Ausgehend von einer FEV1 ≥ 80 % zeigten sie einen Abfall der FEV1 um 20 % (PD20) bei einer kumulativen Methacholindosis von < 2.460 µg.
Für ihre Studie nutzten die Kollegen eine spezielle CT-Technik, bei der die mittlere Lungendichte (MLD) ermittelt und das Verhältnis von exspiratorischer zu inspiratorischer MLD errechnet wird. Die MLDe/i wird als zuverlässiger Marker u.a. für die Intensität der Obstruktion kleiner Atemwege angesehen, erläutern die Studienautoren. Ihre Veränderung wurde in der Studie während eines mehrstufigen Provokationstests mit Methacholin ermittelt. Um geschlechterbedingte Einflussfaktoren der Körperform zu minimieren, hatten Forscher übrigens nur Frauen in ihre Studie eingeschlossen.
Die Testreihe startete zunächst mit einer Spirometrie im Sitzen und Liegen und einer CT, um Basis-Lungendichtewerte in Inspiration zu erhalten. Nach Inhalation isotonischer Kochsalzlösung folgten im zweiten Schritt die gleichen Untersuchungen. Erreichten FEV1 und FVC im Liegen > 80 % der Werte im Sitzen, konnte die Provokation mit Methacholin in Rückenlage auf der CT-Liege gestartet werden. Nach Erreichen der einzelnen Provoktionsstufen bis PD20 führte man jeweils eine CT in Exspiration durch, wobei aus Sicherheitsgründen nur kleine definierte Areale in Ober- und Unterlappen betrachtet wurden. Für jeden Provokationsschritt wurden MLDe/i kalkuliert und unter Berücksichtigung des Alters der Patientinnen in Beziehung zum Körpergewicht gesetzt.
Insgesamt ergab sich ein deutlicher Einfluss der Adipositas auf die Lungenfunktion: Bereits vor der Methacholingabe wiesen die adipösen Frauen niedrigere FEV1-Werte auf als diejenigen mit einem BMI < 30 kg/m2 (73,11 % versus 82,19 % v.S.). Zudem sprachen in dieser Gruppe die MLDe/i-Werte während der Provokation für eine verstärkte Reagibilität der kleinen Atemwege.
Adipositas geht bei Asthmatikern also nicht nur mit einer allgemein schlechteren Lungenfunktion im anfallsfreien Intervall einher. Während des Anfalls (bzw. der Provokation) führt sie zusätzlich insbesonder in den kleinen Atemwegen zu vermehrter Bronchokonstriktion mit verstärktem Air-Trapping. Diese Veränderungen traten bei den adipösen Asthmatikerinnen bereits zu Beginn einer sich entwickelnden Bronchokonstriktion auf, bei den nicht-adipösen Patientinnen hingegen erst verzögert. Die Ergebnisse unterstreichen nach Überzeugung der Autoren, wie entscheidend im Rahmen der Asthmatherapie eine Gewichtsabnahme sein kann.
Quelle: Bourdin A et al. Allergy 2022; DOI: 10.1111/all.15509