Typ-2-Diabetes Kleiner Unterschied, große kardiovaskuläre Folgen
Mit den Ergebnissen einer systematischen Literaturanalyse im Rücken, die Studien aus fünf Jahrzehnten und Daten von über 775.000 Personen umfasst, sieht Professor Dr. C. Noel Bairey Merz vom Barbra Streisand Women’s Heart Center in Los Angeles bei Frauen mit Diabetes eindeutig ein größeres relatives Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen: „Sie“ trägt eine um 27 % höhere Gefahr, einen diabetesassoziierten Schlaganfall zu erleiden, als „er“.
Die Forscherin bestätigt außerdem „Gender-Unterschiede“ in der Entdeckung und Versorgung kardiovaskulärer Komplikationen. „Bei Frauen wird ein erhöhtes KHK-Risiko im geringeren Maße festgestellt – und dann weniger konsequent therapiert.“ Zudem seien Frauen mit Typ-1-Diabetes und zentralem Hypogonadismus stärker herzgefährdet als Männer.
Diabetes bleibt bei Männern häufiger unerkannt
Professor Dr. Naveed Sattar vom Institute of Cardiovascular & Medical Sciences in Glasgow betonte dagegen das eindeutig höhere absolute Risiko für Männer – trotz des tatsächlich höheren relativen Risikos für Frauen. Dies liege zum einen an der weltweit höheren absoluten Zahl männlicher Patienten mit Typ-2-Diabetes quer durch alle Ethnien. Bei Männern bleibe eine Diabeteserkrankung außerdem häufiger unerkannt. Zum Zeitpunkt der Diagnose wiesen insbesondere jüngere Männer vergleichsweise ungünstigere glykämische Werte auf.
„Präventive Maßnahmen erfolgen nicht, da Männer unter 45 Jahren im Gegensatz zu Frauen ohnehin kaum mit Ärzten in Kontakt kommen“, sagte Prof. Sattar. Durch eigene Studien untermauerte er Erkenntnisse früherer Untersuchungen, wonach Männer eine erhöhte Insulinresistenz in Zusammenhang mit der Körperzusammensetzung aufweisen, z.B. bei einer niedrigeren Leberfettmasse oder Triglyzeridwerten. Auch die Pandemie wirke sich negativ aus: Das KHK-Sterberisiko bei Männern mit Typ-2-Diabetes liege durch COVID-19 um 59 % höher als bei Frauen. Die größte Herausforderung bestehe darin, das „starke“ Geschlecht zu Diabetesrisikotests zu motivieren und entsprechende Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, so Prof. Sattar.
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