Krebsdiagnose Rauchstopp nach Tumorerkrankung verbessert Überlebenschancen

Autor: Dr. Judith Lorenz

Raucher:innen sollten nach einer Krebsdiagnose frühzeitig eine Entwöhnung beginnen, um ihre Prognose zu verbessern. Raucher:innen sollten nach einer Krebsdiagnose frühzeitig eine Entwöhnung beginnen, um ihre Prognose zu verbessern. © Pixel-Shot – stock.adobe.com

Raucher:innen sollten nach einer Krebsdiagnose eine Entwöhnungsbehandlung absolvieren. Je früher dies geschieht, desto besser ist ihre Prognose.

Tabakkonsum nach der Diagnose einer Tumorerkrankung erhöht sowohl das allgemeine als auch das krebsspezifische Sterberisiko und begünstigt einen Progress sowie Zweitmalignome, berichten Forschende um Prof. Dr. Paul M. Cinciripini vom MD Anderson Cancer Center in Houston. An seiner Klinik erhalten tabakabhängige Krebspatient:innen seit 2006 kostenlos professionelle Hilfe beim Rauchverzicht: Das Tobacco Research and Treatment Program bietet den Betroffenen eine strukturierte und evidenzbasierte Entwöhnungstherapie. Nun analysierten die Kolleg:innen, welche Rolle der Zeitfaktor bezüglich der weiteren onkologischen Prognose spielt.

Sie analysierten die Daten von 4.526 Krebskranken, die zwischen 2006 und 2022 an dem klinikinternen Raucherentwöhnungsprogramm teilgenommen hatten. Dieses umfasste mehrere Beratungstermine, personalisierte Interventionen wie kognitive Verhaltenstherapiestrategien sowie eine Pharmakotherapie. Mehr als 95 % der Kontakte erfolgten dabei via Telemedizin. 

Kein Effekt mehr nach mehr als fünf Jahren

Auch eine erfolgreiche Raucherentwöhnung zwischen sechs Monaten und fünf Jahren nach der Erkrankung bot noch Überlebensvorteile, diese waren jedoch geringer ausgeprägt (6,0 Jahre vs. 4,8 Jahre). Eine später als fünf Jahre nach der Krebsdiagnose begonnene Entwöhnung hatte den Berechnungen der Forschenden zufolge dagegen keinen signifikanten Prognosevorteil.

Raucherentwöhnung verlängert Leben

Das mediane Alter der Teilnehmenden betrug 55 Jahre und etwa die Hälfte waren Frauen. Laut eigenen Angaben waren 42 % drei Monate nach Beginn des Programms abstinent, hatten also innerhalb der vorangegangenen sieben Tage nicht geraucht. Sechs bzw. neun Monate nach Beginn der Entwöhnung betrug die Abstinenzprävalenz dann 40 % bzw. 36 %.
Diejenigen, die drei, sechs bzw. neun Monate nach der Programmteilnahme abstinent waren, wiesen im Vergleich zu den anhaltend rauchenden Personen ein um 26 %, 22 % bzw. 16 % geringeres Sterberisiko auf. Die besten Überlebenschancen hatten dabei Patient:innen, die innerhalb der ersten sechs Monate nach der Krebsdiagnose erfolgreich an der Raucherentwöhnung teilgenommen hatten: Ihre Überlebenszeit an der 75. Perzentile (Zeitpunkt, zu dem 75 % überlebten) betrug 3,9 Jahre, die der nicht-abstinenten Personen dagegen nur 2,1 Jahre. 

Eine strukturierte Raucherentwöhnung wirkt sich günstig auf die Lebenserwartung von Krebspatient:innen aus, so das Fazit der Forschenden. Raucher:innen sollten daher nach einer Krebsdiagnose so früh wie möglich mit dem Tabakkonsum aufhören. Innerhalb des ersten halben Jahres sind dabei die Vorteile offenbar am größten: Durch eine erfolgreiche Entwöhnung können rechnerisch 1,8 Jahre zusätzliche Lebenszeit gewonnen werden. Angesichts dessen sollten onkologische Behandlungszentren entsprechende Programme standardmäßig anbieten. 

Quelle:
Cinciripini PM et al. JAMA Oncol 2024; DOI: 10.1001/jamaoncol.2024.4890