Fanconi-Anämie und Ataxia-Teleangiectasia Krebsrisiko inklusive
Fanconi-Anämie (FA) und Ataxia-Teleangiectasia (AT) sind zwei erbliche Krankheitssyndrome. Ersteres gehört zu den DNA-Reparaturerkrankungen und ist durch angeborene Missbildungen, Knochenmarkversagen, endokrine Anomalien und ein erhöhtes Krebsrisiko charakterisiert. Bis heute sind pathogene Keimbahnmutationen in 21 Genen bekannt.
Für die AT werden hingegen ausschließlich Veränderungen im ATM-Gen verantwortlich gemacht. Das Leiden geht u.a. einher mit einem erhöhten Risiko für Leukämien und Lymphome. Beide Syndrome werden überwiegend rezessiv vererbt; allerdings erhöhen monoallelische Keimbahn-Veränderungen in ATM und pathogene Varianten von seltenen FA-Genen das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken.
Das Krebsrisiko von Kindern mit FA und AT wurde bislang lediglich anhand von Fallserien oder kleineren Kohorten beschrieben. Forscher um Christina M. Dutzmann, Medizinische Hochschule Hannover, trugen nun 421 FA- und 160 AT-Fälle zusammen und verlinkten sie mit Daten aus dem deutschen Kinderkrebsregister.
0,74 Fälle erwartet, aber 33 registriert
Die Autoren registrierten innerhalb der FA-Gruppe 33 Tumorerkrankungen, davon 15 MDS und sieben AML. Auf Basis der populationsbasierten Inzidenzraten in Deutschland hätte man 0,74 Fälle erwartet, sodass ein um den Faktor 39 erhöhtes Risiko resultiert. Für alle FA-Subgruppen in Kombination erhöhte sich die standardisierte Inzidenzrate für myeloide Neoplasien sogar um den Faktor 445.
In der Personengruppe mit AT wurden 19 Krebserkrankungen registriert. Dabei handelte es sich überwiegend um Lymphome. 0,32 Fälle wären zu erwarten gewesen – das entsprach einer 56-fachen Erhöhung des Risikos. Für Hodgkin-Lymphome betrug die standardisierte Inzidenzrate 215, für Non-Hodgkin-Lymphome 470.
Aus diesen Daten lässt sich für FA-Patienten ein Risiko von 11 % errechnen, bis zum 18. Lebensjahr an Krebs zu erkranken; für Betroffene mit AT beträgt es 14 %. Dieses Risiko sei nicht so hoch wie für Personen mit Li-Fraumeni-Syndrom, wo es etwa 40 % beträgt; es rechtfertige aber in jedem Fall ebenfalls regelmäßige Kontrollen.
Quelle: Dutzmann CM et al. J Clin Oncol 2021; DOI: 10.1200/JCO.21.01495